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Chöid ers eso näh? Von Pedro Lenz.

Was Pedro schlechter kann als Roman.

In einem früheren Check habe ich geschrieben, dass noch lange nicht jede(r) begabte Kolumnist(in) auch einen anständigen Roman zustande bringt (https://www.buechercheck.com/2022/02/20/ende-in-sicht-von-ronja-von-roenne/). Nach der Lektüre der Kolumnensammlung von Pedro Lenz muss ich sagen: Das gilt auch umgekehrt. Während Lenz in seinen Romanen wie «Dr Goali bin ig» oder «Primitivo» https://www.buechercheck.com/?s=Pedro+Lenz mit authentischen Milieuschilderungen und grossartig gezeichneten Charakterstudien zu brillieren weiss, kommen seine gesammelten Kolumnen unter dem Titel «Chöit ers eso näh?» kaum je über den öden Alltagsbeobachtungskolumnen-Mainstream hinaus, aus dem leider in den Deutschschweizer Medien nur noch vereinzelt wirkliche Könner(innen) dieses anspruchsvollen Fachs herausstechen.  

Interessant ist an diesem harschen Urteil übrigens die Rolle des Dialekts, dem Markenzeichen Lenz’scher Prosa. Während sein Bern-/Solothurn-/Oberaargau-Dialektgemisch als unverwechselbares Stilmerkmal in seinen Romanen die Authenzitität der lakonischen Lenz-Schreibe betont und quasi «veradelt», bewirkt der Dutzenddialekt in Kolumnen wie «Chöit ders eso näh?» genau das Gegenteil. Der Dialekt wird hier zum «Buuretütsch», zur Ausdrucksform der einfachen Leute, die nicht einmal hochdeutsch können, und verstärkt entsprechend die Einfachheit und das Belanglose des Inhalts. «Der Berner Pedro Lenz ist derzeit wohl die begehrteste Stimme im Bereich Spoken Word», lobte einst die SRF-Mundart-Spezialistensendung «Schnabelweid», «also jener Literatur, die primär für die Bühne geschrieben wird.» Und nicht für intelligente und originelle Kurztexte – vor allem, wenn diese keins von beiden sind.     

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