Sie kann dich hören. Von Freida McFadden.

Freida McFadden hatten wir schon mal in diesem Blog (hier). Und es ist wieder ein grossartiges Buch. Freida ist am 1.5. irgend eines Jahres in Boston geboren (Es wird nirgends veröffentlicht. Ich schätze mal so um 1975 - 80). Je nach Klappentext sieht sie aus wie die jüngere Schwester von Harry Potter. Sie ist aber Ärztin und schreibt schon seit vielen Jahren Bücher - ohne wirklich die Weltbühne der Literatur betreten zu haben. Bis sie dann 2022 mit ihrer Serie "The Housemaid" begonnen hat. In deutscher Sprache heisst der Erste Band - wie beschrieben - "Wenn Sie wüsste". Da geht es um eine junge Frau die ihren Lebensunterhalt mit Putzen in anderen Haushalten verdient. Und dann halt eben in die eine oder andere Bredouille gerät, aus welcher sie eigentlich gar nicht mehr rauskommen kann.

"Sie kann Dich hören" ist Band Nr. 2. Diese beiden ersten Bücher sind ähnlich aufgebaut: Der erste Teil ist eine Beschreibung des Tagesablaufs von der Hauswirtschaftsdame Millie. Die Geschichte plätschert dahin. Man begleitet Millie bei ihrer Arbeit und in ihrem (Liebes-) Leben. Kurzweilig zwar, aber man bleibt nur dabei weil man weiss, dass Freida McFadden einfach darauf wartet, bis die Lesenden fast schon ans Weglegen des Buches - vielleicht aus Langeweile - denken. Und dann knallt die Autorin, meist nur in zwei oder drei Worten - einen Twist in die Geschichte, welcher das ganze auf den Kopf stellt. Auch im vorliegenden Buch! Die ersten 220 Seiten sind cool zu lesen, kurzweilig und mässig interessant, kaum spannend. Die einzige Spannung ist aber: "Wann kommt der Hammer?". Man fühlt sich ein bisschen wie in der Geisterbahn an der Herbstmesse: An sich ist die Fahrt durch den Tunnel ja absolut harmlos. Aber man weiss doch, dass irgendwann eine Horrorfigur aus der Dunkelheit crasht!

Und es wird auch in diesem Buch passieren! Versprochen!

Ich habe das grosse Vergnügen, mich als Freida McFadden-Fan zu outen. Das nächste Buch aus der Reihe wird gerade übersetzt und erscheint im November 2024: "Sie wird Dich finden". Ich habe es vorbestellt...

Eine unbedingte Kaufempfehlung.

Silberwolf - Ein Schwarzwaldkrimi. Von Bernd Leix.

Nach den "Kojoten" von Lee Child zum "Silberwolf" von Bernd Leix. Das ist vielleicht dramaturgisch keine gute Wahl der Reihenfolge...

Dennoch: Das neue Buch aus der "Farben"-Reihe von Bernd Leix ist eine einfache und zeitweilig schöne Lektüre. Man wird in diesem Buch von zwei speziellen Menschen (in diesem Fall die Ermittlerin Marie Schwarz und Gottfried Wald - zusammen sind sie die Sonderermittlungsgruppe "SchwarzWald"...) mit zwei ebenso speziellen Persönlichkeiten kreuz und quer durch den Schwarzwald geführt. Der Täter der - etwas überdrehten - Verbrechen ist schon nach 110 von 260 Seiten bekannt und es geht dann noch darum, ihn gesetzeskonform zu überführen. Obwohl die Sonderermittlungsgruppe SchwarzWald sich nicht immer an die Regel hält, gelingt das natürlich am Ende auch.

In der Zwischenzeit geniessen die Lesenden den Schwarzwald in kulinarischer, zwischenmenschlicher, politischer und in landschaftlicher Hinsicht. Der Autor kennt sich dort aus und lässt sein Publikum teilhaben an Mensch und Kultur in dieser Region.

Bernd Leix hat schon mehrere Bücher nach Art des "Silberwolfs" geschrieben. Immer mit einer Farbe im Titel (Schwarzmarie, Mummelrot, Hornisgrau). Ansonsten spielen alle Bücher im Schwarzwald und werden von derselben Ermittlungsgruppe aufgelöst.

Das vorliegende Buch ist eine schöne Lektüre, ohne Anspruch auf einen bleibenden Eindruck bei den Lesenden. Ob die andern Bücher auch so sind? Ich weiss es nicht. Und ich werde es wohl auch nie erfahren.

Nebel über Ronne. Von Michael Kobr.

Michael Kobr hats geschafft! Sein erster Job nach dem Studium war Realschullehrer in Deutschland. Nach ein paar Jahren veröffentlichte er - zusammen mit seinem Studienkollegen Volker Klüpfel - den ersten Fall für den schrulligen Kommissar Kluftinger. Und danach konnte Kobr seinen Job an den Nagel hängen und heute lebt er vom Schreiben. Erstens mit den Kluftinger-Krimis mit Freund Klüpfel, dann als Solo-Autor mit seinem Debut "Sonne über Dudhjem (2023 - hier). Und dann noch ein neues Projekt als Duo: Die Unverbesserlichen. - Ganz egal also, was aus der Feder von Kobr fliesst: Es ist ein Erfolg. Er hats geschafft!

So auch in diesem Buch. Ein etwas komplizierter Fall auf der dänischen Urlaubsinsel mit einem - zugegeben - sehr aussergewöhnlichen Plot, der so wahrscheinlich nur in einem Buch vorkommen kann. Der Kommisar Lennart Ipsen, der zufällig heisst wie der lokale Müllabfuhrbetrieb und der ein bisschen verliebt ist, muss mit seinen beiden Polizistinnen den Fall lösen. Da die drei eine sehr verschworene Gemeinschaft sind, aber allesamt einen total unterschiedlichen Charakter haben, ist die Grundlage für eine locker-flockige, leicht und zeitweilig auch spannende Lektüre gegeben. Kobr kann schreiben. Er kann Humor zelebrieren und Lokalkolorit einbinden. Das macht das Buch wirklich zu einem Leseerlebnis. KennerInnen der Insel Bornholm werden begeistert sein. Denn man kann kaum überlesen, dass Kobr dort wahrscheinlich einen Wohnsitz hat.

Das Buch darf man getrost zukaufen (EUR 24.00 in DE und CHF 36.90 bei OF im onlineshop!). Man darf sich aber nicht wundern, wenn man nach der Lektüre plötzlich Lust hat, auf Bornholm Ferien zu verbringen.

Eiskalter Greifensee. Von Gabriela Kasperski.

Es war an einem schönen Frühlingstag auf dem noch nicht so windigen Sächsilüüte Platz, wo ich mir die Zeit bis zum Mittagessen vertreiben musste. Da bot sich eine grosse und einladende Bücherhandlung an und ich ging in diese und kaufte ein paar Bücher von AutorInnen, von welchen ich noch nie etwas gelesen hatte. Da braucht man sich nicht zu schämen: davon gibt es Hunderte!

Nun, ich wählte - unter anderen - das Buch von Gabriela Kasperski aus: Eiskalter Greifensee. Ich erwartete einen etwa harmloseren Krimi mit Lokalkolorit. Darunter verstehe ich ein Plot, angehaucht mit den Lebensarten und -umständen von den ProtagonistInnen, die in der beschriebenen Region zu Gange sind.

Und tatsächlich: genau das bekam ich!

Zudem enthielt der Umschlagstext einen Hinweis, welcher für mich meistens ein Trigger für den Kauf eines Buches ist: "Der erste Fall für Schnyder und Meier". Das lässt die Hoffnung zu, dass man von Anbeginn einer steilen Karriere von zwei Ermittlern dabei sein kann. - Ich denke allerdings nicht, dass mir die beiden nochmals unterkommen werden.

Der Plot des Kriminalromans ist tatsächlich harmlos. Nicht kompliziert, was ja nicht schlecht sein muss. Aber es fehlt leider auch diese Art Spannung, die mich dazu bringen würde, eine Stunde früher ins Bett zu gehen, um möglichst viele Seiten lesen zu können. Zudem haben die beiden Ermittler - wovon nur einer, der Kommissar, ein richtiger ist - noch nicht zueinander gefunden. Das ändert sich zwar im Laufe des Buches und endet sogar in einer Love-Story. Aber so richtig Fahrt haben die beiden (noch) nicht aufgenommen.

Das Buch liest sich gut und es gibt wenig, worüber man sich aufregen könnte. Gabriela Kasperski hat bisher viele Bücher veröffentlicht, die "Schnyder und Meier"-Reihe ist mit dem Siegerinnen-Roman des Zürcher Krimipreis "Zürcher Verstrickungen" bereits bei der achten Ausgabe angekommen. Vielleicht kaufe ich mir gelegentlich noch eins der Bücher um zu erfahren, wie sich diese Reihe weiter entwickelt hat. Aber grundsätzlich hat mich das Buch nicht richtig gepackt. Aber ich halte fest: Ein schlechter Krimi ist es nicht!

Der Kojote. Von Lee Child.

Ich sollte aufhören, die Bücher von Lee Child mit seinem Helden "Reacher" zu beschreiben. Denn es kommt immer auf dasselbe heraus: Die Geschichten sind - allesamt - hoch spannende, fantastisch geschrieben und stilmässig ganz grosse Klasse.

"Der Kojote", Platz eins auf der Bestseller-Liste der New York Times, erschien 2021 in englischer Sprache und wurde 2024 von Wulf Bergner ins Deutsche übersetzt. Bergner macht einen grossartigen Job: Er beschreibt Reacher und seine Ermittlungsmethoden in einem Stil, bei welchem man sich nicht langweilen muss. Klar - Lee Child führt seinen Helden durch Dutzende von Angriffen, Kämpfen und Tricks, und bei keinem unterliegt der Teufelskerl, sodass sich die Lesenden vor einer brenzligen Situation zurück lehnen können im Wissen, dass es klappen wird. Das ist zwar weniger spannend, aber es entbindet einem auch davon, dass man skeptisch ist und hoffen muss, dass alles gut kommt.

Lee Child kompensiert dies mit einer spannenden Geschichte, deren Plot man nicht hinterfragt sondern flüssig und rasch verschlingt. Jack Reachers Ausdrucksweise ist prägnant, klar und direkt. Und seine Gefühle sind einfach zu verstehen. Weil Reacher eine Einzelmaske ist, sind auch die Personenstränge sehr klar: Es gibt nur 2 - 3 gute Figuren im Roman. Der Rest sind "Feinde" und "Gegner". Auch das ist ein Grund, weshalb die eigentlich recht dicken Bücher einfach zu lesen sind.

Sie sollten mal einen "Reacher" probieren. Egal welchen. Die Serie besteht seit 25 Jahren und beinhaltet bisher ca. 29 Bücher. Und alleine das ist ein Ausweis für den riesigen Erfolg von Lee Childs Figur. Ganz abgesehen von der Verfilmung und der Netflix-Serie.

Der Donnerstags Mordclub und die verirrte Kugel. Von Richard Osman.

Das Buch liegt lange auf meinem Schreibtisch und scheint mir zu sagen: "Jetzt schreib doch endlich den Check, dann hast Du es hinter mir!"

Es ist mal wieder ein Buch, bei welchem ich sicher bin, dass es - mit seinen Geschwisterausgaben - eine grosse Fangemeinde hat. Und deshalb ja nicht einfach ein "schlechtes Buch" sein kann. Aber da muss ich jetzt durch. Dieser Blog zeichnet sich ja dadurch aus, dass der Checker seine persönlichen Empfindungen beim Lesen des Buches beschreibt. Und eigentlich nicht den Inhalt oder die Fähigkeit des Autors oder der Autorin. Und deshalb, faadegrad: Ich habe mich bei der Lektüre des Buches ganz einfach ... gelangweilt. Wäre es nicht ein Buch zur Veröffentlichung im Blog, dann hätte ich es beiseite gelegt. Für Regentage oder für den unwahrscheinlichen Fall, dass mir sämtliches Lesematerial ausgegangen ist.

Aber ich habe mir schon ein bisschen die Mühe gemacht herauszufinden, weshalb mich das Buch nicht gepackt hat.

Da ist einerseits der Plot, der irgendwo zwischen abstrus und uninspiriert anzusiedeln ist. Darüber muss man sich nicht wirklich auslassen. Denn ich habe schon Werke mit absolut weltfremden Plots gelesen, die aber spannend oder lustig oder beides waren. Davon habe ich beim Donnerstagsmordclub nichts gemerkt.

Und dann: Die ProtagonistInnen sind zwischen 75 und 80 Jahre alt. Das wäre eine Chance, das Buch "speziell" zu gestalten. Aber die Hinweise auf das Alter der "Ermittelnden" beschränkt sich auf die üblichen Gebrechen alter Menschen, die aber dann trotzdem Verbrecher finden, verfolgen und stellen können. Das passt alles irgendwie nicht zusammen. Jedenfalls nicht für mich.

Es gibt noch mehrere "Donnerstagmordclub"-Bücher von Richard Osman. Und ich bin sicher, er hat eine grosse Fangemeinde (Ü70), die seine an sich lesenswerte Schreibart lieben. Ich werde mich dieser aber nicht anschliessen.

Der Trip. Von Arno Strobl.

Die Beschreibung des Autors im Klappentext lautet: "Arno Strobl liebt Grenzerfahrungen und nimmt seine Leserinnen und Leser dabei gerne mit. Deshalb sind seine Thriller wie spannende Entdeckungsreisen zu den dunklen Winkeln der menschlichen Seele und machen auch vor den grössten Urängsten nicht halt! - Seine Themen spürt er dabei meist im Alltag auf..."

Das vorliegende Buch ist dann noch mit dem Untertitel "Psychothriller - Du hast Dich frei gefühlt. Bis er Dich fand." versehen. Alles das weist darauf hin, dass man ein Buch vor sich hat, welches sich ohne weiteres als Vorwort für Stephen Kings „Es“ eignen würde. Und ich persönlich finde, das ist ein bisschen übertrieben.

Strobel kann spannende Geschichten schreiben. Und das hat er auch schon sehr oft bewiesen. Die Liste seiner Werke ist bemerkenswert umfangreich und er gilt als „Bestseller Autor“ bei Spiegel. Aber dennoch muss man kritisch mit dem vorliegenden Werk umgehen.

Die Story ist relativ einfach, was ja nicht schlecht ist. Aber da er ja – wie er selber schreibt – seine „Themen im Alltag aufspürt“, bleibt der Plot vom „Der Trip“ auch sehr einfach. Denn ein „Thriller“ (oder gar ein Psychothriller) kommt nicht wirklich vor im Alltag. Oder wenigstens nicht offen. So spürt man bei diesem Buch, dass der Autor sich viele Dinge ausdenkt, die seine Geschichte vorwärtsbringen. Und viele von diesen Umwegen sind sehr oberflächlich, voraussehbar und wenig spannend.

Es gibt im ganzen Buch viele kleine Momente, wo man sich als Leser/in etwas überrascht zeigt. Aber die wirklich grosse Wendung fehlt. Und deshalb ist es – meiner Meinung nach – kein Thriller. Und schon gar kein Psychothriller. Von "Entdeckungsreisen zu den dunklen Winkeln..." ist da nix zu spüren.

Nun ist es so, dass ein „Strobel“ nicht einfach schlecht sein kann. Das Buch ist ein ansprechender Krimi mit sehr grossem Tempo und viel Action. Aber ein Thriller, ein Pageturner oder ein absolutes „Must-Have“, finde ich, kommt anders daher.

Fazit: Wenn Sie diesen „Strobel“ nicht kaufen, verpassen Sie nichts. Wenn Sie es doch tun, dann ist das absolut ok. Wie gesagt: Kein schlechter Krimi!

Jenseits des Grabes. Von Fred Vargas

Romes Tod. Von Sabine Thiesler.

Vermisst - Der Fall Anna. Von Christine Brand.

Wenn ich auf dem Tisch in der Buchhandlung meines Vertrauens ein schönes Cover mit einem spannenden Titel sehe, und mir aber der Name des Autors oder der Autorin nichts sagt, dann lese ich hurtig den Klappentext. In diesem Falle wurde mir sehr beeindruckend die Vita von Christine Brand serviert und zwar so, dass ich mich am Schluss fast schon ein wenig geschämt habe, dass ich den Namen vorher noch nie gelesen hatte. Christine Brand hat schon ein paar Kriminalromane geschrieben, ist Gerichtsreporterin, war Redakteurin bei der NZZ und lebt jetzt auf Sansibar. Zudem ist sie «Spiegel Bestseller Autorin». Gekauft (26.50 CHF).

Dann die erste – zeitweilige – Ernüchterung: «Der Fall Anna» liest sich zu Beginn sehr einfach und man fragt sich sofort, wie denn die Geschichte, die nicht wirklich kompliziert daher kommt und in einer sehr einfachen und klaren Sprache verfasst ist, über 530 Seiten Bestand haben will? Ganz kurz dachte ich, dass ich vielleicht einen Fehlkauf getätigt hätte.

Mit den verschlungenen Seiten allerdings ergab sich dann folgendes Bild: Die Autorin schälte die Protagonistinnen in diesem Buch langsam, dafür umso klarer hervor. Die Geschichte wird in einem guten Tempo erzählt und hat keinen Unterbruch und keinen Hänger. Vor allem werden nicht permanent Drehungen eingebaut, die Schwindel hervorrufen. Der Plot wird ziemlich klar und deutlich erzählt. Es ist, als wäre man dabei.

Diese Autorin schafft es, mit einem unverblümten Stil ohne Firlefanz eine Geschichte zu erzählen. Manchmal doch etwas langfädig, aber immer mit Blick auf das Weitertreiben der Geschichte. Nachvollziehbare Gemütswelten der agierenden Personen, authentische Erklärungen und ein Ende, welches durchaus Sinn macht.

Ich weiss nicht, ob es die Erfahrung der Autorin aus den Gerichts- und TrueCrime-Arbeiten ist: Das Buch kann man durchaus kaufen und ist eine schöne, leichte und spannende Sache für auf den Liegestuhl am Strand.

Kaufempfehlung: Man hat das Geld schon sicherlich schon unvernünftiger ausgegeben… Ich warte mit Freude auf die Fortführung der Reihe um Malou Löwenberg.