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Kairos. Von Jenny Erpenbeck.

Ein Mix von «Lolita» und «Good bye Lenin».

Seit die 57-jährige deutsche Schriftstellerin Jenny Erpenbeck im März 2024 für die englische Übersetzung ihres Romans «Kairos» den prestigeträchtigen Booker Prize erhalten hat, ist die deutschsprachige Literaturkritik völlig aus dem Häuschen. Dass die Lokalmatadorin damit auch für den Deutschen Buchpreis gesetzt sein muss, ist für die meisten Rezensierenden des 390-seitigen Opus damit klar wie Klossbrühe.

Die  im Ostberlin der grauen DDR-Jahre geborene und aufgewachsene Autorin mixt in ihrer Erzählung zwei todsichere Erfolgsrezepte. Einerseits arbeitet sie in allen Details die Liebesgeschichte einer 19-jährigen Studentin und eines um 34 Jahre älteren Radioredaktors und Schriftstellers auf, die irgendwann ins Betrügen, Beschatten, Belauern und Bedauern kippt. Und blendet auf einer zweiten Schiene zurück in die Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik, die auf deutsche Autorinnen und Autoren der Gegenwart eine ungebrochene Faszination auszuüben scheint. Manchmal scheint mir, dass beim einen oder anderen der retrospektive Seufzer «Alles war ja damals auch nicht schlecht» vieler «Ossies» durchdrückt ...

Also: Nichts Neues im Osten. Und auch die Story der «Amour Fou» von Katharina und Hans weckt von der ersten Seite an Erinnerungen an «Lolita», nur dass Erpenbeck das Hin und Her der ungleichen Lover uninspirierter und langfädiger auswalzt als Nabokov. Ihre Sprache ist mehr Spreewaldgurken und Rotkäppchensekt als feurige Erotik und fesselnde Regimeanalyse. Das hochgehypte Buch hat mich über weite Lesestrecken gelangweilt. Ich habe es nicht zu Ende gelesen.

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