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Wenn du erzählst, erblüht die Wüste. Von Rafik Shami.

Tausendundeine Nacht 2.0

Der 1946 geborene Rafik Shami ist ein begnadeter Erzähler. Seine Romane in der orientalischen Tradition des Geschichtenerzählers haben dem Syrer, der erst 25-jährig nach Deutschland kam und die Sprache Goethes erst erlernen musste, den Ruf als einen der besten deutschen Schriftsteller eingetragen. Wer sein 2008 erschienenes Opus Maximum «Die Geschichte des Kalligraphen» verschlungen hat, wird dieses schmeichelhafte Ranking ohne Zögern unterschreiben.

In seinem neuesten Werk spielt Shami alle Facetten seines Talents aus. In «Wenn du erzählst, erblüht die Wüste» geht es vordergründig um den Herrscher eines arabischen Landes im 19. Jahrhundert, dessen einzige Tochter nach dem Tod ihrer Mutter in Depressionen verfallen ist. Davon erfährt der Kaffeehauserzähler Karam und versammelt allabendlich erzählfreudige Bürgerinnen und Bürger der Stadt im Palast, um die junge Frau durch Geschichten ins Leben zurückzuholen. In diese Rahmenhandlung verschachtelt sind die Episoden, die von Mut und Feigheit, von Freundschaft und Feindschaft, von der Liebe und der Weisheit des Herzens erzählen.

Bei dieser Übungsanlage liegt die Vermutung nahe, dass Shami sich dabei vom Klassiker «Tausend und eine Nacht» hat inspirieren lassen. Und so sollte man meiner Meinung nach die knapp 500 Seiten auch angehen: Jeden Abend vor dem Einschlafen ein paar Geschichten und dann zurück mit dem Pocket- oder Print-Buch auf den Nachttisch. Zu «Binge Reading» verführt einen das Konzept auf jeden Fall nicht, weisen doch Form und Inhalt des Buches eine so enge Bandbreite auf, dass einen die pausenlose Abfolge ähnlicher Stories mit der Zeit eher ermüdet als fesselt.

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