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Yoga Town. Von Daniel Speck.

Der Zauber eines Vorgängers bleibt unerreicht.

Von Daniel Specks Familienroman «Jaffa Road» war ich sehr angetan und ich hatte mich im Büchercheck auch entsprechend geäussert (https://www.buechercheck.com/2021/07/05/jaffa-road-von-daniel-speck). Nach der Lektüre von «Yoga Town» desselben Autors hält sich meine Begeisterung in engeren Grenzen. Nicht nur hat die Story weniger Potenzial als «Jaffa Road»; der Autor erzählt sie auch lange nicht so fesselnd wie diejenige der toxischen «Dreiecksbeziehung» zwischen Juden, Palästinenser und Nazideutschen.

Im neuen Speck fährt also die Berliner Yogalehrerin Lucy nach Indien. Begleitet von ihrem störrischen Vater Lou will sie herausfinden, wie, wo und woran ihre Mutter, die sie nie gekannt hat, auf dem «Hippietrail» der 68er-«Flower Power»-Generation gestorben ist. Die Roadstory dieser aktuellen Spurensuche wechselt ab mit Rückblenden auf einen chaotischen Trip, auf dem ihr Vater Lou mit seinem Bruder und zwei Frauen 1968 in einem alten VW-Bus an den Fuss des Himalayas getrampt sind. Dort verbrachten sie «die beste Zeit ihres Lebens» im Ashram des Yogi Maharishi Mahesh, wo sie auf dessen prominente Anhänger wie die angeblich vom Guru sexuell belästigte Mia Farrow oder die Beatles trafen. Nach turbulenten Wochen in der "Yoga Town" Rishikesh mit vielen Gefühlstürmen kehrten sie ohne Lous Bruder und Partnerin zurück nach Europa. Lucy findet schliesslich heraus, was mit ihrer Mutter damals geschah.

Gemäss Klappentext geht es in «Yoga Town» um «eine grosse Liebes- und Familiengeschichte». Fast wörtlich stand das schon auf dem Buchrücken von «Jaffa Road». Aber wer jene über 1000 Seiten im Schnellzugstempo umgeblättert hat, kämpft schon über der halb so langen, aber doppelt so clichéreichen Schilderung des wirren Geschehens in der Yogastadt oft mit Ermüdungserscheinungen. «Ein Generationenroman über Musik, grosse Träume und die Suche nach dem verlorenen Zauber» verspricht die Klappe weiter. Ist mit «Zauber» die Brillanz von «Jaffa Road» gemeint, sogar zu Recht: Die ist bei «Yoga Town» verloren gegangen.

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