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Die elf Geschworenen. Von Chantal P. Fischer.

Was passiert hier gerade mit der Kunst des Buchschreibens?

Falls Sie den Namen der Autorin - Chantal P. Fischer - nicht kennen, dann darf das nicht beunruhigen. Man kennt ihn auch nach der Lektüre des Büchleins "Die elf Geschworenen" nicht. Und das hat ein paar Gründe.

Chantal P. Fischer sieht - gemäss Autorinnen-Foto - aus wie ein Totenschädel, findet alles Morbide schön, geht am Zürichsee spazieren und durchstöbert gerne Antiquitätenläden. Mehr ist über die Autorin nicht zu erfahren. Auch im allwissenden Internet nicht. Da gibts eine Auswahl von Fischerinnen mit Vornamen Chantal, man weiss aber nicht, welche nun diejenige ist, die Bücher schreibt.

Eine Nachfrage beim Verlage - geht nicht. Denn der Verlag ist "story.one". Ein erfolgreicher Book-on-Demand Verlag im Internet. Klicken Sie den an und Sie erlernen, wie einfach es ist, ein Buch zu machen. 4 (!) Schritte zum eigenen Beststeller. Gemäss Website bereits "weltweit Millionen von AutorInnen".

"Die elf Geschworenen" ist ein auf diese Art erstelltes Book-on-Demand". Der Autor oder die Autorin spart sich viele Kosten, ist aber in der Vermarktung etwas benachteiligt. Und doch: Man findet das vorliegende Buch querbeet durch die gesamte Buchhandlungswelt. Ich selbst habe es physisch erstanden (18 EUR in DE, 26.90 in der CH) und - jetzt kommts - ich habe das Büchlein (55 Seiten, kartoniert) innert 14 Minuten gelesen.

Zum Inhalt: Reduce to the max. Ja, es hat was. Die Geschichten um die 11 Geschworenen, die ein Urteil zu fällen haben, und genau das eigentlich nicht tun, sind bemerkenswert zusammengefasst. Jeder Buchstabe, jede kleine Handlung (viele sind es nicht) hat eine Bedeutung und am Schluss kommt es, wie es kommen muss. Also nicht mal eine überraschende Wende. Mein finanzieller Aufwand hat gegen die Lese- und Unterhaltungsdauer keine Chance! Da wurde ich früher mit den SJW-Heftli besser bedient.

Am Schluss muss ich zugeben, wenn die Chantal P. Fischer 1000 dieser Büchlein verkauft, dann ist sie clever. Aber trotzdem stellen sich mir die Fragen: 1. Ist das jetzt die Zukunft des Buches und somit das Ende der Verlage? 2. Versteht die Autorin, dass man einem Buch anmerkt, ob es stilistisch gestaltet und professionell vermarktet wurde - und dass ein so ein Reagenzglas-Büchlein nur ein flüchtiger Stern am Himmel sein kann und 3. Gibts Chantal P. Fischer überhaupt? Oder ist das ein Buch von einer KI?

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