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Zu Tode verwahrt. Von Beat Meier.

Bedenkliche Einblicke in die Rechtssprechung und den Justizvollzug der modernen Schweiz.

Auch Bücherchecker erhalten zuweilen Lektüreempfehlungen. Ein Freund bat mich um mein Urteil über das Buch «Zu Tode verwahrt» eines mir unbekannten Beat Meier. Nach einem Blick auf Thema, Verfasser und Umfang des Werks neigte ich erst zu meinem üblichen Vorgehen in solchen Fällen:  Kursorische Lektüre, summarische Beurteilung, unverbindliche Rezension. Aber dann hatte ich den Wälzer in zwei Abenden durch ….

Der Autor hat wegen gestandener, hauptsächlich aber aufgrund von ihm und den Betroffenen bestrittenen pädophilen Übergriffen dreissig Jahre seines nunmehr 77 Jahre dauernden Lebens hinter Gittern verbracht. In seiner Autobiografie erzählt er, wie es zu Anklagen und Verurteilungen kam und weshalb er nach Verbüssung seiner Strafe nicht auf freien Fuss gesetzt wurde, sondern bis auf den heutigen Tag verwahrt geblieben ist. Was sich über weite Strecken liest wie die überzeichnete Karikatur einer voreingenommenen Justiz sowie eines korrupten Strafvollzugs und ihrer Repräsentanten, stellt sich allerdings als reale Darstellung dieser Institutionen heraus und wirft darüber hinaus ein schiefes  Licht auf ethische Standard der Boulevardpresse. Das Fazit der Kampfschrift: Pädophile haben geringere Aussicht auf ein faires Gerichtsverfahren und sind nach ihrer Verurteilung der Willkür der Gefängnisaufseher und der Grausamkeit der Mitgefangenen stärker als andere Straftäter ausgesetzt. Auch wenn einer, wie Meier, mit sämtlichen Rechtsmitteln und der Unterstützung vieler Freunde unermüdlich gegen staatliche Willkür und mediale Vorverurteilung kämpft.

Klar lässt seine Darstellung mit «audiatur et altera pars» («Man muss sie hören alle beed …») selber einen zentralen Grundsatz der Rechtssprechung ausser Acht. Aber selbst wenn nur die Hälfte der Fakten stimmten, die der ehemalige Verdingbub und vielfach begabte Autodidakt in seiner Anklage sorgfältig belegt, zeichnete «Zu Tode verwahrt» ein über weite Strecken verstörendes Bild der Schweizer Rechtssprechung, ihrer Vollzugsanstalten und ihrer Medien.   

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