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Playback. Von Raymond Chandler.

Entweder Sie haben Literatur studiert. Oder die Geschichte ist mässig...

Das Diogenes-Taschenbuch (Hard Cover) hat 225 Seiten. Dann folgen etwas über 10 Seiten "Nachwort" von Paul Ingendaay (deutscher Literaturwissenschaftler). In diesem "Nachwort" wird der Zusammenhang von dem vorliegenden Buch "Playback" und der Person von Raymond Chandler hergestellt. Am Schluss der Lektüre hat man einerseits das Gefühl, dass das "Nachwort" viel besser ein "Vorwort" gewesen wäre. Oder, dass man am liebsten nichts über die Person Chandler gelesen hätte.

Chandler wurde 1888 in Chicago geboren und starb 71 Jahre später. In dieser Zeit hat er viel geschrieben und erlebt. Das Buch "Playback" war eines seiner letzten Werke. Es erschien nach dem Tode seiner Frau, Depressionen und zwei Selbstmordversuchen (das ist jetzt etwas grob zusammengefasst, aber es soll hier ja um das Buch gehen und nicht um ein Referat über Raymond Chandler...).

Nun gibt es aber zwei Möglichkeiten: Erstens liest man das Buch ohne von der Tragik und der Turbulenzen zu wissen, die sich um die Person des Autors ranken. Dann findet man eine ziemlich schlichte, langsame Geschichte um einen speziellen Privatdetektiven, wo man schon zu Beginn des Buches weiss, dass der arme Kerl irgendwann angeschossen oder verprügelt wird, der irgendwann und wie mit einer Frau in der Kiste landet und der irgendwann und wie Regeln bricht. Die Geschichte spielt irgendwo in den 30ern des vorigen Jahrhundert und so benehmen sich auch die Menschen: Sie rauchen, sie trinken und sie tanzen irgendwelche verrückten Tänze in komischen Kneipen. Die Story ist nicht sehr spannend, aber ja, man liest sie. Sie unterhält immerhin.

Die andere Möglichkeit: Man liest das Wort des Literaturfachmanns Ingendaay vor der Geschichte und dann versteht man, was man da liest: Ein Hilferuf Chandler kurz vor seinem Tod. Eine Art Biografie, wo er seinen Protagonisten in sein Leben reinzieht und die eine oder andere Botschaft hinterlässt. Und plötzlich machen Handlungen von Frauen oder Männer im Roman Sinn. Und plötzlich ist erklärbar, weshalb Philip Marlowe, der Privatdetekiv, nicht in seiner Heimat ermittelt, sondern in einem Küstendorf. Alles plötzlich erklärbar, vorausgesetzt man hat Literatur studiert oder man ist ein Raymond Chandler Fan.

Mein Ausflug in die Chandler-Werke (es ist natürlich nicht der erste, aber der erste für diesen Blog) muss ich jetzt nicht wiederholen. Denn ich halte es nicht so mit Büchern, die man erst richtig versteht, wenn man Literatur studiert hat... Aber danke für das Nachwort.

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