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Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe. Von Doris Knecht.

Ein spassiges und flockiges Werk.

Wer an Jahrringen zulegt, muss über kurz oder lang seine Wohnsituation neu denken. Vom Eigenheim in eine Etagenwohnung? Von der grossen Wohnung in eine kleinere? Ins betreute Wohnen wechseln oder direkt ins Altersheim? In diese Situation gerät die Ich-Erzählerin im neuen Roman «Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe» von Doris Knecht. Ihren Mann hat sie rausgeschmissen, die Teenagerzwillinge,  die noch bei ihr wohnen, werden bald flügge. Und wie sie es auch dreht und wendet: Sie kann sich ihre grosse, schöne Altbauwohnung mitten in Wien nicht mehr leisten. Zum Glück hat sie in besseren Zeiten ein Häuschen gekauft - «am Land», wie die Österreicher sagen, und dorthin muss sie sich jetzt, wenn auch wider Willen, «verkleinern».

Diese Situation bringt sie in seelische, körperliche und materielle Nöte. Vieles von der titelgebenden Liste aller Dinge, die sie vergessen - oder vielmehr verdrängt - hat, ploppen in der Vorbereitung auf den bevorstehenden Schritt wieder auf. Die schwierige Jugend als Outsiderin der Familie neben Musterschwestern, die sie auch als Erwachsene noch gängeln und triezen. Der Alltag als alleinerziehende Mutter auf der ewigen Suche nach Unterstützung. Die Empfindlichkeit, die sie immer mehr spüren lässt als andere. Sie hasst Veränderungen, aber nun muss sie sich neu sortieren; ihren Besitz, aber auch sich als Person. «Ihr altes Leben ausmisten, herausfinden, was davon sie behalten, wer sie in Zukunft sein will. Wie ist es, wenn das Leben noch einmal neu anfängt?», wie es der Rezensent der «Welt» ausgedrückt hat.

Wer nun denkt, eine solche Story könne nur Langweile verbreiten und Druck auf die Tränendrüsen ausüben, kennt Doris Knecht nicht. Die erfahrene ehemalige Journalistin und heutige Erfolgsautorin aus Wien beherrscht ihr Metier aus dem ff. und erzählt auch diese Geschichte, die zweifellos den einen oder anderen autobiografischen Zug aufweist, locker-flockig und unterhaltsam. Mit routiniert appliziertem «Wiener Schmäh» gibt sie auch zu ernsteren Aspekten ihren komischen Senf. Die naheliegende Empfehlung deshalb: Viel Spass! 

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