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Der Kaninchenstall. Von Tess Gunty.

Empfehlung: Auf eigenes Risiko.

Es ist sonst nicht meine Gewohnheit, mitten in der Lektüre eines Buches die Meinung von Kritikern zu ergooglen. Im Fall des «Kaninchenstalls» von Tess Gunty wusste ich mir auf dem Höhepunkt der Ratlosigkeit auf Seite 176 ihres Erstlings aber nicht anders zu helfen. Und stellte fest, dass die Meinungen über den Erstling der US-amerikanischen – ja was, jetzt: Schriftstellerin? Poetry Slammerin? Comedy-Autorin? – durchaus geteilt sind.

Die Verlagsankündigung hatte ja noch einiges versprochen. Gunty, hiess es da, sei mit Jahrgang 1993 die jüngste Preisträgerin des National Book Award seit Philipp Roth und das grösste Talent der amerikanischen Literaturgeschichte seit David Foster Wallace. Oha! Wer wollte da nicht zugreifen, zumal das Werk nicht nur in der «Spiegel»-, sondern auch ernsterzunehmenden Beststellerlisten gelistet wird? Doch offenbar wird der NBA neuerdings auch verliehen für das Talent, keine Geschichte nicht erzählen zu können.

Gunty macht uns glauben, sie nähme uns mit in eine heruntergekommene Mietskaserne in einer noch kaputteren, von der Benzinautoindustrie aufgegebenen nordamerikanischen Industriestadt. Lockt mit dem Versprechen, einige Schicksale von dort lebenden Menschen vor uns auszubreiten. Doch statt dessen nimmt sie uns mit auf einen wirren Ritt durch abstrus konstruierte Lebens- und Sterbensgeschichten, ohne uns auch nur einen Moment Gelegenheit zu geben, uns in ihrem Raum und ihrer Zeit einigermassen zu orientieren.

Natürlich – um zu meinem Verzweiflungsgoogle zurückzukehren - gibt es Kritiker, die diesem trostlosen Oeuvre etwas abgewinnen können: «(Die Autorin) hüpft flirrend, assoziations- und überraschungsreich über die Scherben jener Existenzen, pfeift auf stringenten Plot und ökonomisches Erzählen und jongliert mit den Genres von Realismus über Comic bis zu Kommentaren aus Online-Foren. Prosa mit ADHS im besten Sinne ...», frohlockt etwa die ZEIT. Mir hingegen ist es ergangen wie der Rezensentin der Süddeutschen Zeitung, welche stöhnt: «Was stark an den unablässigen Datenstrom des Internets erinnert, taugt leider nicht für einen Roman, sondern bläst einem nur das Hirn aus dem Schädel».

Bevor es bei mir soweit gewesen wäre, habe ich das Buch zugeklappt. Empfehlung: Auf eigenes Risiko!

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