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Tagebücher I & II. Von Manfred Krug.

Akribische geführte Tagebücher eines Starschauspielers.

Eine hymnische Besprechung des Tagebuchs von Manfred Krug im Feuilleton der ZEIT weckte mein Interesse. Schon als Schüler hatte ich die «Memoiren des Peterhans von Binningen» alias Curt Goetz verschlungen und seither habe ich eine Schwäche für Biografien von Akteuren aus Theater, Film, Funk und Fernsehen. Glücklicherweise habe ich aber die Krug-Lektüre nicht mit dem zweiten, im Januar 2023 erschienen Band seines Tagebuchs («Ich bin zu zart für diese Welt», 1998/1999) begonnen, sondern mit Teil I mit dem Titel «Ich sammle mein Leben zusammen» (1996 und 1997).

Der Sänger, Schauspieler und Schriftsteller Manfred Krug, der 1977 auf dem Höhepunkt seiner dortigen Popularität aus der damaligen DDR nach Westdeutschland übersiedelte, betreibt in den lakonischen Schilderungen seiner Tage nämlich exzessives «name dropping» und setzt allerhand Wissen über das Showbusiness seiner Zeit und dessen Personal voraus. So müsste man eigentlich - noch vor den Tagebüchern - das Buch «Abgehauen» über Krugs Auswanderung aus der DDR (erschienen 2003) und seine Autobiografie «Mein schönes Leben» (2005) lesen, um die in den Tagebüchern als selbstverständlich vorausgesetzten Familienverhältnisse und das Beziehungsnetz des vielseitig Begabten und Tätigen zu überblicken und alle Zusammenhänge zu verstehen.  

Aber egal: Es ist so oder so fast unglaublich, was der Mann Tag für Tag erlebt und notiert. Knapp und lakonisch berichtet er von den Verwicklungen seines Doppellebens mit zwei Frauen und drei Kindern, von ausschweifenden nächtlichen Gelagen in der Berliner Künstlerblase der Zeit, von der rastlosen Arbeit an Dreh- und anderen Büchern, TV-Konsum zu allen Tages- und Nachtzeiten, der ständigen Fliegerei zwischen Berlin und Arbeitsplätzen auf Filmsets für Telekom-TV-Spots und natürlich von der Arbeit an den Sets von «Liebling Kreuzberg» und dem «Tatort», den er von 1984 bis 2001 als singender Tatort-Kommissar Paul Stoever gestaltete – im Duo mit Charles «Brockmöller» Brauer, der heute übrigens im Baselbieter Böckten lebt.

Man wundert sich auf jeder Seite mehr darüber, dass und vor allem wie ein derart ungesund lebender Mensch wie «MK» 1997 nicht nur einen Schlaganfall wegsteckte, sondern danach noch fast zwanzig Jahre lebte und wie besessen arbeitete, obwohl er sich selber schon 1999 immer wieder als «zum Sterben müde» aufgegeben hatte. Beste Unterhaltung!

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