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Tête-à-tête. Von Martin Walker.

Die Bruno-Bücher gleichen sich in der Ausgangslage. Und trotzdem sind alle sehr lesenswert.

Eigentlich wollte ich zuerst einfach schreiben: "Für den Check des 14. Bandes, checken Sie bitte den Text über den 13. Band...". Denn geändert hat sich, ausser dem Thema des Verbrechens, eigentlich nichts: Bruno kocht, liebt, reitet, sinniert und hat einen Hund (der mittlerweile Vater geworden ist). Die Geschichte, die den Plot kriminaltechnisch füllt, ist gut (recherchiert) und wird angereichert durch einen Waldbrand. Wenn man alle Koch-, Reit-, Hunde- und Ohwieschönistdasperigord-Szenen weglassen würde, wäre man beim Umfang einer Apotheken-Rundschau Spezial. Käme eine Fliege geflogen - Bruno würde ihr im Leben nichts antun. Und doch verkauft Walser seine Bücher millionenfach. Sie werden (Stand Oktober 2022) in 19 Sprachen übersetzt!!!

Aber es ist nicht so einfach.

Ich habe auch den 14. Band gelesen. Und das hat schon ein paar wichtige Gründe. 1. Es ist sehr attraktiv geschrieben und gut übersetzt. 2. Die emotionale Bindung ist frappant (wenn man sie denn zulässt): Man kennt Bruno jetzt schon so gut als wäre er ein Stück Familie. Und würde Walker dessen Hund Balzac durch einen Autounfall sterben lassen - ich bräuchte wahrscheinlich ein Taschentuch für meine Tränen. 3. Das Verbrechen in dem Buch zieht riesige Kreise. Und das wird sehr prägnant und exakt behandelt und die Polemik um die Stasi-Akte könnte als Geschichtsstunde durchgehen.

Was ich bei schon vielen Krimis moniert habe (die Geschichte habe kein Tempo, viel zu viel Beigemüse wie z. B. Landschaftsbeschreibungen, welches nur ablenkt etc.) ist in einem Buch über "Bruno - Chef de Police" alles vorhanden. Aber das ist alles so kunstvoll und logisch dappiert, dass es passt und wenig störend wirkt. Und ich schreibe wenig, weil es mich schon manchmal nervt, wenn Bruno wieder kocht und Gemüse schnippelt, währenddessen der Wald brennt oder der Verdächtige flüchtet... Und das zeigt das Können von Martin Walser. Er verkauft einem das Leben von Bruno - auch wenn man es eigentlich gar nicht so richtig will.

Nun: Ich werde Bruno ab sofort unter dem Titel "Belletristik" katalogisieren. Denn ein Krimi mit Action und Verfolgung ist es wirklich nicht. Vielmehr eine wunderbare Erzählung über eine wunderbare Landschaft in Frankreich, wo die Welt noch in Ordnung wäre, gäbe es nicht ab und zu ein Verbrechen, Aber dafür haben wir Bruno. Wenn er dann fertig gekocht und seine Joggingrunde absolviert hat, wird er seine Freunde zu Tisch bitten und sich der Sache annehmen.

P.S. Ich hatte kürzlich das Vergnügen, den Autor Martin Walser im Zuge seiner Lesetour in Liestal (!) live zu erleben. Seine Schauspielerkollegin las die deutsche Fassung und Walser das Original in Englisch (ich werde wohl den nächsten Bruno in Englisch kaufen...). Es war ein sehr aufschlussreicher und spannender Abend und Brunos geistiger Vater ist ein humorvoller, schalkhafter Schotte. Am Schluss ist der Auto aufgestanden und hat - zur Freude aller - noch ein Chanson von Brel vorgetragen. A capella.

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