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Jonasch möchte sich erinnern. Von Otto Keiser.

Satire für unter den Sonnenschirm.

Nach seinen Thailand-Kolumnen «Farang, bist Du chaosfähig?» (2022) legt der frühere Cafétier der Basler Offenen Kirche Elisabethen nun einen Roman vor. In «Jonasch möchte sich erinnern» erzählt er die Geschichte eines Tenors, der sich nach einer glanzlosen Statistenkarriere am städtischen Theater zur Ruhe setzt und auf Rat seines Psychotherapeuten mit der Niederschrift seiner Memoiren beginnt. Trotz seiner Hinwendung zu einem Zierfisch namens Caruso, den Heimsuchungen seiner putzsüchtigen Schwester Benedetta, den drängenden Avancen der lokalen Salonprostituierten Venussa und der Turbulenzen, die dieses Personal verursacht, bringt er das Werk auf seiner alten Hermes Baby erfolgreich zu Ende.

Der titelgebende Jonasch ist ein köstlicher Charakter. Ein wenig erinnert er an Forrest Gump, den Tom Hanks im gleichnamigen Streifen so treffend dargestellt hat. Ein Aussenseiter, der von seinem Umfeld als eher beschränkter Tollpatsch wahrgenommen wird, von einem Fettnapf zum anderen torkelt und diesen in traumwandlerischer Sicherheit am Schluss trotzdem knapp verfehlt. Eine Art umgekehrter Hans im Glück, der mit Nichts in die Geschichte startet und als Ehemann einer frisch gewählten Bürgermeisterin sowie Autor einer gefeierten Autobiographie daraus hervorgeht.

A propos Bürgermeister: In einer Parallelhandlung macht Keiser noch einen Ausflug in die Kommunalpolitik. Das Städtchen Schweinwall, wo die Story spielt, wählt einen neuen Stadtrat, und die «Besenpartei» kämpft mit den «Freien Kulturpessimisten», der «Partei für kompromisslose Hygiene» und anderen, ebenso schrägen Gruppierungen um den Einzug in die Kommunalregierung. Es sind diese Abschnitte, in denen der begnadete Fabulierer alle satirischen Register ziehen kann, die er in seinen frühen Werken schon angedeutet und in den letzten Jahren in der Kolumne «Thailand, mon Amour» im Magazin «Der Farang» in seiner Wahlheimat Thailand zur Perfektion entwickelt hat. Es sind denn auch diese süffisanten Kapriolen («Venussa wurde mit einer  einzigen Gegenstimme gewählt, weil der Stimmenzähler den Gummibaum für den Vertreter der Opposition hielt»), die Keiser-Fans ein übers andere Mal die Lachtränen in die Augen treiben.

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