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Am Ende des Fadens. Von Andrea Camilleri.

Montalbano wird sich nie mehr ändern. Nur seine Themen.

Vielleicht muss man es eben einfach zugeben: Ein Krimi von Camilleri mit seinem "Commissario Montalbano" wird - ähnlich wie viele ander, zum Teil auch italienische Beispiele - zur Gewohnheit: Montalbano grummelt, Montalbano isst permanent und zwar das vorgekochte Essen seiner Haushälterin oder jenes in seiner ewig gleichen Lieblingskneipe. Montalbano spricht nach dem Essen mit dem Krebs auf dem Felsen. Montalbano zickt sich mit seiner Verlobten und versöhnt sich stante pede wieder und Montalbano kämpft um Fassung auf seinem Polizeiposten mit dem Empfangssoldaten Catarella, der seinen Besuch mit Sicherheit falsch ankündigt und eine sonderliche Sprache spricht.

Ja also die erwähnten Krimis, es sind mittlerweile gegen 30, sind eigentlich immer mit den selben Zutaten gewürzt. Genau die jene von Commissario Brunetti, der auch schon lange in Rente gehört und doch jedes Jahr wieder von neuem ermittelt. Mit seiner Frau, seinem Assistenten, seinem Chef und seinem Venedig..

Also. Warum genau lese ich sie doch immer wieder?

Die Erklärung liegt ähnlich, wie bei jener, warum man eigentlich seit vielen Jahren zwischen Weihnachten und Neujahr ins selbe Dorf, ins selbe Hotel und sogar ins selbe Hotelzimmer zieht - wenn die Welt doch so gross ist? Antwort: Es ist ein Heimkommen! Ich muss niemandem nichts erklären, es sind erholsame Tage von der ersten Minute an, weil ich genau weiss, wo was liegt und wann ich wen zum Apéro treffe.

Bei diesen Büchern ist es genau gleich: Vom ersten Buchstaben an kenne ich die Protagonisten, die Kneipen, das Essen, die Vorlieben und einfach alles. Man kann sich locker auf das "Verbrechen" konzentrieren und ein bisschen raten, wie die Sache gelöst wird.

Und: Es ist absolut grossartig, wie authentisch, spannend und trotzallem sehr aktuell die Themen in diesen Büchern sind. Der Autor ist 2019 in seinem 95igsten Lebensjahr verstorben und der vorliegende "Montalbano" dürfte der letzte sein.

Es ist - in meinem Augen - ein grosser Verlust. Wenn "Brunetti" ein Feingeist ist, der mit seiner Frau beim Mittagessen über Literaten und Leichen philosophiert, dann ist Montalbano ein Bauer, der zuerst essen muss bevor es denkt. Und dieser liebenswerte Rüppelschugger aus Italien wird fehlen...

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