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Stay away from Gretchen - Eine unmögliche Liebe. Von Susanne Abel.

Das Buch schafft es auf die Liste der 10 Inselbücher des Büchercheckers! Grossartig!

Meine - hoffentlich - zukünftige Schwiegertochter hat mir dieses Buch zu Weihnachten geschenkt. Das ist sehr mutig. Weshalb? Na, erstens ist es Glücksache, wenn man mir ein Buch schenkt, denn die Chance ist gross, dass ich es schon kenne. Und zweitens ein Buch mit "Liebe" im Titel und nicht als Krimi identifizierbar... ganz mutig, wirklich!

Aber: Das Geschenk war ein Volltreffer!

Die Geschichte (mit zwei Ebenen) hat mich derart in ihren Bann gezogen, das habe ich schon ganz lange nicht mehr erlebt. Nicht, dass die Geschichte ziemlich spannend wäre. Aber sie hat mich beschäftigt und sofort und mit aller Kraft mit in die Situation eingebunden.

Die Geschichte dreht sich um eine Frau, die in der heutigen Welt zurecht kommt, bis sie dement wird. Ihr Sohn - ein prominenter Anchorman aus dem TV - trifft im Laufe der Entdeckung dieses Zustandes auf die Vergangenheit seiner Mutter und entdeckt Gewaltiges: Seine Mutter kam als innerdeutsches Flüchtlingskind nach Heidelberg und hat dort später ein Verhältnis und ein Kind von einem amerikanischen Soldaten. Die junge Familie wurde dann - in den 50er Jahren - getrennt und diese tragische Geschichte bricht nun wieder auf und zieht den TV-Sohn in den Strudel.

Eine grossartig aufgearbeitete Geschichte - man könnte meinen, sie sei authentisch, was sie aber nicht ist - über die tatsächlichen irren Begebenheiten im Nachkriegsdeutschland. Eine Geschichte über die in heutiger Sicht schändliche Behandlung von Frauen, die Kinder mit amerikanischen Soldaten hatten. In diesem Buch werden Ausdrücke aus damaliger Zeit verwendet, die heute strafrechtlich verfolgt würden. Und es werden Aktionen der damaligen deutschen Regierung beschrieben, die so viel Leid und Grausamkeit zuliessen, dass es einem beim Lesen schon ab und zu den Atem verschlägt. Die Autorin Susanne Abel schreibt im Nachwort, dass ihre "Geschichte", obwohl leicht biografisch eingefärbt, frei erfunden sei. Die ganze Situation um diese Frauen und Kinder und deren Behandlung, sei aber absolut authentisch beschrieben und belegbar.

Aber keine Angst: Trotz dem Thema der "Brown Babies" ist das Buch weder eine Mahnfingerschelte noch ein düsteres bzw. deprimierendes Werk. Die Geschichte um die dement werdende Oma, die sich halt noch ein siebzigtausend Euro-Cabriolet von BMW kauft, "weil sie mal wieder Lust hat, Auto zu fahren" und der Versuch des Sohnes, das Teil dem Autohaus zurück zu geben (weil die Mutter längst vergessen hat, dass sie das bestellt hat), verleiht dem Buch einen leichten, verständlichen und amüsanten Mantel, der dann höchstens im Finale tragisch eingefärbt wird.

Also: Dieses Buch hat sich den Platz in meinen 10 Insel-Büchern verdient. Es verdient auch einen Platz in Ihrem E-Reader oder Büchergestell. Es ist ganz einfach ein grossartiges Buch und ich bin Sofia dankbar für den Mut, mir dieses Buch zu schenken!

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