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Die Welt Ab_Bilden. Von Stephan Graus.

Das Buch ermöglicht einen Blick hinter die Museumskulissen.

«Personen und Handlung sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder stattgefundenen Ereignissen sind rein zufällig und unbeabsichtigt», liest man am Schluss des ersten Romans von Stephan Graus - und muss erst einmal schmunzeln. Zu oft standen einem Basler bei der Lektüre das Kunstmuseum und seine Räume plastisch vor Augen, und zu gut erinnert er sich an die kürzlichen Intrigen am Historischen Museum, als dass er bei diesem Plot und seinem Personal an Zufall glauben möchte. Dies auch deshalb, weil der Autor jahrelang Öffentlichkeitsarbeit für genau dieses Kunstmuseum Basel geleistet hat. Am hier gesammelten Insiderwissen lässt er uns nun mit dieser köstlichen Satire auf die Kunst und ihre Vermittlung teilhaben.  

Die Story: Der Ich-Erzähler ergattert eine befristete Stelle als Führer durch die geplante Ausstellung «Die Welt Ab_Bilden». Im innersten Museums-Zirkel wird er Zeuge, wie eine intrigante Direktorin mit ihren überrissenen Ansprüchen das – grossartig charakterisierte - Stammpersonal des Hauses gnadenlos vor sich hertreibt. Dass das Prestigeprojekt, welches als «einzigartige Auseinandersetzung zwischen Kunst und Realität» die Weltpresse begeistern soll, dann bei Kunstlicht besehen ziemlich medioker ausfällt und auf entsprechend bescheidenes Medien- und Publikumsinteresse stösst («Ein Interview beim Stadtkanal» …), kümmert die Frau letztlich wenig. Nicht nur hat sie ihre Konkurrentin um das Direktorium erfolgreich in ein Burn-Out befördert; es gelingt ihr als «Meisterin im Einwerben von Drittmitteln» auch, zwei steinreiche Mäzeninnen (allfällige Ähnlichkeiten sind natürlich nicht beabsichtigt!) und eine leihgebende Stiftung bei der Stange zu halten.

Wer sich nicht für bildende Kunst und ihre Geschichte interessiert, wird dieses Buch rasch aus der Hand legen. Für alle, die sich auf diesen Gebieten ein wenig auskennen, ist die Lektüre von «Die Welt Ab_Bilden» aber ein grosses Vergnügen. Der Roman lässt sie hinter die Kulissen eines Museums blicken und schildert bis ins witzigste Detail die streckenweise chaotische Entstehungsgeschichte einer Ausstellung. Hoch amüsant auch, wie Graus das hochgestochene Geschwurbel parodiert, mit dem Katalogtexte, Bildbesprechungen und Gespräche unter Vernissage-Gästen in diesen Kreisen Fachwissen und Kompetenz vortäuschen. Ein Problem gibt es da allerdings: Der Autor vermittelt seinen Leserinnen und Lesern über weite Strecken auch nicht-satirisch zu verstehende und durchaus wissenswerte Details aus der Kunstgeschichte und zu einzelnen Kunstwerken. Hier Karikatur und fundierte Information auseinanderzuhalten gelingt nicht immer.   

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