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Silverview. Von John Le Carré.

Ein Buch, an welchem Le Carré 10 Jahre lang gearbeitet hat. Und dann gestorben ist...

Wir Lesenden kennen den Autor. Nicht nur von Büchern, auch von den verfilmten Werken des Meisters der Spionage-Thrillers. "Der Spion, der aus der Kälte kam" oder seine Triologie, beginnend mit "Dame, König, As, Spion". John Le Carré war selber Mitglied im Geheimdienst. Seine Romane drehen sich alle um die Themen Spionage, Terrorismus oder Waffenhandel und sind meistens mit einer gehörigen Portion "Liebesgeschichten" gewürzt. Den vorliegenden Roman hat er vor zehn Jahren verfasst, aber nie ganz abgeschlossen. John Le Carré starb 2020 im neunzigstens Lebensjahr. "Silverview" hinterliess er seinem Sohn, der ihn jetzt - als Hommage zum 90. Geburtstag seines Vaters - veröffentlicht.

Und der Roman ist wahrhaftig ein starkes Buch! Jeder Satz, jedes Wort, ja der gesamte Plot widerspiegeln das Handwerk des Autors: Kräftige Aussagen, kein Wort zuviel, kein Schlenker in der Geschichte. Man kann spüren, dass Le Carré jahrelang an diesem Werk gearbeitet hat, um allen Wörter die verdiente Bedeutung zuzuweisen.

Die eine Ebene der Geschichte spielt irgendwo in Südengland und zeichnet auf, wie ein Börsenfreak aussteigt und eine Buchhandlung im verschlafenen Küstendörfchen eröffnet (ist das nicht unser aller Traum...?). Die andere Ebene dringt tief in die Geschichte um den britischen Geheimdienst ein und zeigt ein paar Fratzen der Organisation. Irgendwann - im Laufe des Buches - fügt Le Carré die Geschichte in einer Logik zusammen, die so selbstverständlich ist. Und spätestens dann reasliert man, dass fast jedes Wort in diesem Buch eine Bedeutung hat. Manchmal eine doppelte. Auch baut sich eine Spannung auf. Nicht eine, die entsteht, wenn der Protagonist um die Ecke schaut und alle gespannt sind, was er oder sie da sieht. Sondern eine Spannung auf den Ausgang der Geschichten - eben weil man plötzlich merkt, dass hier viel mehr zusammenhängt als auf den ersten Blick...

Der "Spiegel" schreibt, dass dieses Buch (es ist übrigens kein grosses: knapp 250 Seiten) ein "Einsteigerbuch" für die Le Carré-Romane sind. Obwohl es sein letztes ist. Und ich muss dem Spiegel zustimmen: Es braucht etwas mehr Konzentration und etwas weniger "überlesene Abschnitte" als gewöhnlich. Aber wenn man es schafft, dieses Buch mit der nötigen Seriosität zu lesen, dann ist man drin in der Thematik. Und klickt sich bald den nächsten Le Carré-Roman runter. Ich tue das nicht. Ich gehe in die Buchhandlung - auch wenn sie nicht in Südengland liegt...

Viel Vergnügen!

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