Nachdem ich die literarische Bilanz des Jahres 2021 schliesslich doch nicht ohne einen Eindruck von der Shortlist des diesjährigen Schweizer Buchpreises 2021 ziehen wollte (vgl. auch den Büchercheck von Laureatin Martina Clavadetschers «Die Erfindung des Ungehorsams»), lud ich mir den Co-Nominierten Thomas Duarte und sein Debut «Was der Fall ist» unter den Weihnachtsbaum herunter.

Wer berufshalber oft mit der hiesigen Stiftungslandschaft in Berührung kam, lacht sich erst einmal einen Schranz über das Setting dieses Werks. Im Mittelpunkt steht der Geschäftsführer einer Förderstiftung, die von einem grosszügigen Mäzen alimentiert wird. Der will damit vor allem sein Geld loswerden; an wen und wofür ist ihm herzlich egal. So erfindet denn sein Buchhalter nach Herzenslust Gesuche, Gewährsleute und Geschichten in und aus vor allem abgelegenen Weltgegenden, und sein Chef zahlt ohne jede Nachfrage und Kontrolle. Erst als die Nachforschungen einer Stiftungsrätin das Missmanagement auffliegen lassen, landet der Typ auf einem Polizeiposten, wo er einem gelangweilten Polizisten eine Nacht lang die abstrusesten Stiftungsstories beichtet. Und aus Erfahrung kann ich sagen: Viele sind von Duarte zwar «ben trovato», aber eben oft nicht ganz unwahrscheinlich.

Die Geschichte verästelt sich zusätzlich in die Beziehung des Antihelden zu seiner migrationshintergründigen Putzfrau, die er mit einem weiteren Sans Papier im Bürohinterzimmer versteckt, um sie schliesslich in der schicksalshaften Nacht eher aus Versehen denn aus Absicht seinem polizeilichen Beichtvater zu verraten und somit den Behörden auszuliefern.

So lustig sich die Geschichte anhört, so mühsam liest sie sich leider. Der der erzählenden Hauptfigur geschuldete begrenzte Wortschatz und schlichte Stil Duartes erreichen allenfalls die Stufe «Gepflegte Maturarbeit». Und ein weniger barmherziges Lektorat hätte die 300 Seiten locker um 100 gestrafft.