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Tausend Kompromisse. Von Anne Gold.

Die Idee, eine Familien Story nach Basel zu legen, ist mutig. In diesem Fall zahlt sich dieser Mut leider nicht aus.

Gerne nochmals zu Beginn: Die folgenden Ausführungen sind meine persönliche Meinung. Der Erfolg der Anne-Gold-Romane könnte davon zeugen, dass sehr viele Menschen nicht dieselbe Meinung haben.... Das ist schön für Anne Gold.

Zum Buch: Die Idee ist offensichtlich! Schon die Hollywood-Models auf dem Cover (in dieser Ausgabe der bisherigen Triologie ein George Clooney-Lookalike...) suggerieren, dass man einen Denver-Clan in Buchform erwarten soll. Ganz nach dem Muster: Eine reiche und zum Teil gnadenlose (oder auch kriminelle) Familie und ihre tausend Baustellen. Leider geriet der Versuch des Autorenkollektivs Anne Gold zu einer harmlosen Lindenstrassen-Kopie: Eine reiche, gut geratene Familie aus Basel, mit ein paar Problemchen.

Ich habe die zwei bisherigen und die vorliegende Folge der Christ-Familie-Serie gelesen (siehe "Liste aller Bücher"). Diesen dritten Band unter dem Vorsatz, einer eigentlich guten Grundidee noch eine letzte Chance zu geben. Die Anne Gold hat sie leider nicht gepackt. Dazu zwei von mehreren Gründen zur Erklärung:

  1. Die Familie Christ besteht aus dem Grossvater, dem Vater (seine Frau ist verstorben) und den drei Kids, wovon der Sohn ein Pfarrer ist, die eine Tochter eine Ärztin und die andere eine Kommissarin bei der Basler Polizei. Nun wird jedem der Figuren eine oder mehrere Geschichten geschrieben: Der Grossvater jagt junge Frauen, der Vater ist National- und will bald Bundes- und Verwaltungsrat werden, die Ärzte-Tochter bekommts mit einer Patientin zu tun, die langsam stirbt statt gesundet, der Pfarrer hadert mit seiner Frau, schreibt permanent Predigten und bekommt Besuch von einer Irren, die von des Pfarrers Frau sofort betreut wird und die Kommissarin muss mit ihrem Lover als Partner einen Mord aufklären. All diese (leicht durchsichtigen) Geschichten wollen erzählt und vorangetrieben sein. Dazu haben die Autoren knapp 280 gross bedruckte Seiten im Buch vorgesehen. Das heisst also ca. ab Seite 250 müssen die gefühlten 12 Geschichten aufgelöst und geklärt werden. Und jede Auflösung wird - standesgemäss - mit Champagner und Les Trois Rois gefeiert. Das kann man vielleicht in einer Netflix-Serie abhandeln (in ca. 10 Folgen). Aber in einem Buch mit 280 Seiten fehlt für Tiefe und Glaubhaftigkeit schlicht der Platz.
  2. Der Schreibstil der Autoren ist sehr speziell. Da werden Gedankengänge der ProtagonistInnen innerhalb von Absätzen plötzlich in Ich-Form eingefügt, ohne irgendwelche Satzzeichen. Das kennt man schon von Anne Golds bisherigen Ferrari-Krimis. Mir persönlich erschliesst sich das nicht und ich denke in einem Schreibseminar müsste Anne Gold nachsitzen. Zudem gibts Logik-Fehler: Die Kommissarin ruft einen Hehler an, der mitten im Gespräch sagt: "Aber warum ich wirklich anrufe...".

Schade. Die Idee - ich wiederhole mich - wäre eigentlich gut. Aber ich glaube, dass "Keine Kompromisse" aus zu vielen Fäden besteht, die auf den letzten Seiten im Champagner ertränkt werden. Und dann noch dies: Das Buch hört genau so auf, wie sein Vorgänger: mit Liebesduseleien des Nationalrats. In dieser Sache ist er offenbar keinen Schritt weiter gekommen.

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