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Ciao. Von Johanna Adorjan.

Eine amüsante Geschichte aus dem Bereich der Online-Medienlandschaft.

Wer sich im Mediengeschäft etwas auskennt oder sich dafür interessiert, wie es hinter dessen Kulissen zu- und hergeht, wird von diesem amüsanten Sommerromänchen bestens unterhalten. Die Journalistin und Schriftstellerin Johanna Adorján zeichnet auf 272 Seiten die Karikatur eines Kulturredaktors, der sich im Literatur-Ressort einer respektablen deutschen Qualitätszeitung die Reputation einer «Edelfeder» erworben hat. Die damit verbundenen Privilegien - von grosszügiger Interpretation von Spesenreglementen bis hin zu amourösen Avancen gegenüber Volontärinnen – nimmt er hemmungslos in Anspruch.

Eine solche Praktikantin, die seine Tochter sein könnte, schlägt ihrem Chef und Lover vor, das Porträt einer aktuell gehypten Influencerin zu schreiben. Er stimmt gönnerhaft, die Redaktionskonferenz eher skeptisch zu und nur unter der Bedingung, dass sich der alte weisse Mann bei dieser Annäherung an den Feminismus von der jungen Kollegin als Co-Autorin begleiten lässt. Nachdem ihn dann aber sein Interview-«Opfer» schmählich auflaufen und anschliessend vor ihren Followern am Internet-Pranger schmoren lässt, muss der Unglücksrabe die Autorschaft des Porträts gänzlich an seine nunmehr Ex-Geliebte abtreten. Und zu allem Elend organisiert die neue Chefin, die das dahinserbelnde Blatt vor dem Niedergang bewahren soll, die Kulturredaktion um und schickt deren selbstdeklarierten Star in die Verbannung der Online-Redaktion.

Adorján hat ein unterhaltsames und eigentlich nur leicht übertreibendes Sittengemälde einer vom online-Zeitgeist gebeutelten Redaktion und des aus der Zeit gefallenen Typs Macho-Journalist geschrieben. Nicht nur unterhaltsam, sondern vor diesem Hintergrund durchaus auch mit Erkenntnisgewinn darüber, wie die Medienlandschaft und gewisse ihrer Exponenten so ticken.    

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