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Schiffbruch und Wahrheit. Von Andreas Bruetsch.

Selten hat ein Titel zu einem Buch besser gepasst!

Ich habe mir eigentlich vorgenommen, jedes Buch, welches in diesem Blog behandelt wird, von der ersten bis zur letzten Seite zu lesen. Denn nur dann ist die Voraussetzung für eine ganzheitliche Betrachtung gegeben. Nur: Beim Buch "Schiffbruch und Wahrheit" von Andreas Bruetsch habe ich dieses Prinzip nicht befolgt. Ich habe die Lektüre auf Seite 84 abgebrochen. Der Grund: Ich habe mich beim Lesen - pardon - gelangweilt.

Ich habe versucht herauszufinden, an was das gelegen hat.

Was mir bei der Lektüre wirklich richtig viel Mühe gemacht hat, waren die unsäglichen Gedankenaufzeichnungen von den Protagonist/innen in der Geschichte. Beispiel: Die Frau des Hauses macht sich vor dem Spiegel frisch. Das füllt fast zwei (zugegeben, grossschriftige) Seiten des Buches. Sie denkt darüber nach, wie eng sie mit ihren Mitarbeiterinnen war, sie bewundert die Feinfühligkeit einer ihrer Mitarbeiterinnnen, sie überlegt, ob sie einen BH anziehen soll oder lieber keinen und wie provozierend das auf wen wirken würde, sie beschäftigt sich mit den Gedanken, warum ihr Mann so anders war als sonst, sie erinnert sich an eine Geschichte, die zehn Jahre zurück liegt und von einem Hund mit Nierenkolik handelt, sie findet ihren Mann manchmal kühl aber nicht bösartig und fragt sich zu guter Letzt, ob der Freund ihres Mannes auch so eine Veränderung durchgemacht hat. - Stellen Sie sich das als Film vor: Unmöglich. Vor allem auch, weil eine solche Abschweiferei, wie sie in jedem Kapitel vorkommt, die Story keinen Milimeter vorwärts bringt (Auf der nächsten Seite dasselbe in grün: Der Protagonist hat einen heissen Nacken. Und er braucht zweieinhalb Seiten dafür, um ein gekühltes Tuch in den Nacken zu legen und zu bemerken, dass seine Frau ihm dabei zuschaut….). Auf Seite 84 ist die Ausgangslage noch immer dieselbe: Ein Mann kollidiert mit einem Boot und will die Sache vertuschen. Die Story steht still und das ist leider nicht im Ansatz spannend. Im Film wären für die 84 Seiten maximal 3 Minuten nötig....

Ich habe mich dann mit dem Autor beschäftigt und gedacht: "Das ist der Debütroman eines jungen Autors, der noch viel lernen kann." Irrtum: Es ist zwar der Debütroman. Der Autor ist nicht mehr ganz so jung und - jetzt kommt der Clou - ein ausgewiesener Spezialist in der Filmbranche und Referent im Fach ... Storytelling. - Da verstehe ich nun nicht ganz, warum man dann eine Geschichte schreibt, die nicht vorwärts kommt und sicherlich sehr schwierig verfilmbar wäre.

Das gute an der Geschichte: Das Buch stammt aus dem reinhardt verlag in Basel und ist deshalb nicht so teuer. Die knapp zwanzig Franken hätte ich aber lieber für ein kühles Getränk investiert. Es hätte mich wesentlich mehr unterhalten.

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