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Hunkeler in der Wildnis. Von Hansjörg Schneider.

Es gab Zeiten, da habe ich mit grosser Ungeduld auf den "neuen Hunkeler-Roman" gewartet. Diese Zeit ist vorbei. Und das liegt nicht nur an mir.

Kommissar Hunkeler ist eine Erfindung vom respektablen Schriftsteller Hansjörg Schneider. Schneider schreibt Theaterstücke und Romane und - wenns dann passt - auch mal ein Libretto. Mit seiner Reihe um Kommissar Hunkeler begann vor fast 30 Jahren eine bisher zehnteilige Romanserie. Ein Grosserfolg mit Verfilmungen und dem Friederich-Glauser-Preis. Also kurz: Schneider kanns! Zweifellos.

Die Lektüre von Hunkelers zehntem Fall - "Hunkeler in der Wildnis" - führt mich (und das sei an dieser Stelle mal wieder geschrieben: subjektiv!) zu folgenden Schlussfolgerungen:

  1. Hunkeler müsste nun definitiv in Pension. Das vorliegende Buch ist in Sachen Spannung und Geschichte nur noch ein Schatten jener packenden und witzigen Werke von früher. Wir quälen uns seitenlang mit Hunkeler durch sein Leben im Elsass, füttern Hühner, trauern Glühwürmchen nach und essen in elsässischen Beizen. Den Fall löst er - dank der dummen Polizei - mit ein paar Befragungen und vielen Gedanken und Zufällen. So richtig Spass macht das nicht. Auch nicht beim Lesen.
  2. Wird ein Buch verfilmt, dann sieht man beim Lesen halt den "Film"-Hunkeler (Mathias Gnädinger) und den Film-Kommissär (Gilles Tschudi) vor sich. Diese beiden passen allerdings überhaupt nicht zu den beschriebenen Figuren im Buch. Während Gnädinger-Hunkeler aufgrund seiner vorhandenen Leibesfülle kaum zu mehr als 500 Meter Spaziergang fähig gewesen war, so läuft der Buch-Hunkeler mehrere Kilometer durch einen Wald und übernachtet dort sogar noch. Und er klettert über Mauern im Kannenfeldpark, als wäre er 50! So gesehen, waren die Filmbesetzungen nicht ideal. Mich würde es stark interessieren, wie das der Autor sieht.
  3. Hunkeler-Bücher gehören keiner Gattung an. Sie sind autonom! - schreibt die Kritikerin Christine Reinhard auf der Rückseite des Buches. Da hat sie Recht. Aber die Hunkeler-Bücher haben sich stark verändert, was sicher im Sinne des Autors ist. Aber irgendwie kommt das bei mir nicht an. Es ist etwa so, als würde James Bond im nächsten Film mit einem Rollator als Geh-Hilfe auftreten...

Aber ganz ehrlich: gäbe es einen 11. Fall - ich würde ihn ja wahrscheinlich trotzdem kaufen. Ganz heimlich. Um zu schauen, ob und wie das mit dem alternden Polizisten weitergeht...

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