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Erste Person Singular. Von Haruki Murakami.

Ein Büchercheck über den japanischen Autor Murakami.

Meine erste Begegnung mit dem japanischen Kultautor Haruki Murakami war die mit seinem monumentalen Zweiteiler «Die Ermordung des Commendatore». Ich war fasziniert von der Beiläufigkeit, mit welcher der japanische Kultautor die nüchterne Schilderung einer alltäglichen Schriftsteller-Retraite im Berghaus eines Freundes ohne Vorwarnung in fantastische Konfrontationen mit einem spukenden Luftgeist kippen lässt.

Murakami kann jedoch auch kurz. Aber auch in seinen Short Stories aus dem Tokioter Alltag ist man keinen Moment sicher, wann die Handlung wie nebenbei eine Wendung ins Mysteriöse und Übersinnliche nimmt. Und wie beim kürzlich in diesem Blog empfohlenen Reichlin-Buch «Senor Herreras blühende Intuition» bekommt der Leser auch von seinem japanischen Kollegen nie auch nur einen Ansatz einer Erklärung, geschweige denn eine Auflösung.  

So pflaumt etwa in der Titelgeschichte «Erste Person Singular» unvermittelt eine Fremde den arglosen Ich-Erzähler an und konfrontiert ihn mit Geschehnissen aus der Vergangenheit, an die dieser keinerlei Erinnerung hat. Doch als er nach diesem rätselhaften Intermezzo in seiner Stamm-Bar ratlos und verunsichert auf die Strasse tritt, «… war es nicht mehr Frühling. Auch der Mond war verschwunden. Es war auch nicht mehr die Strasse, die ich so gut kannte. Ich stand plötzlich auf einer Allee, und um die Stämme der Bäume wanden sich dicke, schleimige Schlangen wie eine lebendige Dekoration.».

Das ist Murakami at his best. Brillant übersetzt von Ursula Gräfe ist diese Sammlung von Kurzgeschichten etwas vom Besten, was man in dieser Sparte zur Zeit unter die Lesebrille bekommen kann. Der Japaner zieht einen unweigerlich in den Band seiner Zwischenwelt zwischen Realität und Fiktion. 

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