Ein Franz-Osswald-Buch ist erstmal ein schönes Buch! Deckel aus knallhartem Karton, Papier wie aus der Mühle, gebundene Fassung mit angeleimten Coverseiten, ein professionelles Layout, ein Cover mit einem schönen, treffenden Bild! Ca. 22 Franken. Teuer - aber schon das Buch an sich ist es wert! Ein Wehrmutsropfen: Eine schwarzer Rückentext auf dunkelgrauem Grund? Ganz schlechte Idee. Trotzdem: Ein Kompliment an den Verlag (verlag regionalkultur, Basel).
Franz Osswald nennt seinen "Krimi" eine "Kriminalerzählung aus Basel".
Vorteil: So liest es sich auch. Man kann sich vorstellen, dass der Autor in der Stube sitzt und bei einem Glas Wein die neueste Geschichte von seinem Protagonisten Oskar Behrens erzählt (http://www.oskarbehrens.ch). Das hat Vorteile: Es kommt alles sehr verständlich daher, ist nicht kompliziert, hat nur einen Erzählstrang und wenn einem etwas nicht klar ist, könnte man - in der Vorstellung, Osswald sässe zu Hause - fragen. Im Buch werden fast alle offenkundigen Fragen auch gestellt und beantwortet.
Nachteil: Es wird viel erzählt, was die Geschichte nicht vorantreibt: Gefühlte 50 x begleiten wir Behrens in ein Restaurant und lernen, was er isst und welchen Wein er trinkt. Das "gniegelet" manchmal ein bisschen. Dasselbe gilt für seine Routen durch die Stadt inkl. seiner Ablehnung von "Menschenmassen". Wir lernen den Behrens und seine Persönlichkeit so sehr kennen, dass man darob manchmal die Geschichte vergisst (Aber es zeigt vermutlich auch die akribische Recherchenarbeit des Autors...).
Positiv zu werten sind die kleinen und kurzen Hinweise auf "Sehenswürdigkeiten" in der Stadt. Andere Basler Autoren verlieren sich in seitenlange Erklärungen über Gebäude und Basler Marotten. Osswald erwähnt sie und gut ists. Auch positiv: Behrens ist schwul. Ausser ein paar Momente mit seinem Partner, ist das aber irrelevant für die Geschichte und wird genauso behandelt.
Die Geschichte vom "Leerschlag" kommt - meiner Meinung nach - nicht ganz an die "Befragung der Silben" heran. Die Spannung in diesem Buch markiert eine gewisse "Präsenz durch ihre Abwesenheit".
ABER: Ich bin und bleibe ein Fan von Franz Osswalds Werken. Ganz unter dem Motto: Klein, aber fein!