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Der böse Trieb. Von Alfred Bodenheimer.

In mehrfacher Hinsicht ein spezielles Buch: roteingefärbte Seiten und Wörter, die man nicht versteht...

Was man als Leserin oder Leser wissen sollte (und auch nicht schwer zu erkennen ist): Der Autor, die Geschichte, das Set up, die Dialoge und die Quintessenz in diesem Buch haben jüdischen Ursprung. Logisch, wenn Rabbi Klein ermittelt (und das tut er hier zum sechsten Mal). Wir leben also - schon in der Schweiz, natürlich - mit einem jüdischen Gemeindeoberhaupt, der in seiner bescheidenen Freizeit mit viel Gedankenarbeit und mit sehr feiner Klinge Verbrechen aufklärt. Bisher meistens in Zürich, wo seine Gemeinde ist.

Wem - wie mir - zum Beispiel die Begriffe Moisser, Kol tuv, Tehillim, Possul nichts sagen, oder wer beim Ausdruck Tuches nicht schmunzeln muss - dem wird geholfen: Eine ausführliche Glossarliste am Ende des Buches hilft. Aber dennoch: ein bisschen Gwunder für die jüdische Lebensart und Weise hilft, sich in dieser doch sehr speziellen Glaubenwelt zurecht zu finden. Allerdings: Wer sich den Film "Wolkenbruchs wunderliche Reise..." reingezogen hat, ist durchaus "Rabbi Klein"-fähig.

Der Kriminalroman unterscheidet sich von vielen, indem der Rabbi eigentlich gar nicht richtig ermitteln will, in diesem Buch sowieso nicht, weil seine Lieblingspolizistin aus Zürich erst einmal keine Rolle spielt: Die Tat geschieht in Inzlingen/DE (Nachbarort von Riehen/BS) und da ist die Lörracher Polizei zuständig. Rabbi Kleins "Ermittlungen" werden dann auch sehr subtil, mit viel Gedankenarbeit und Überlegungen geführt. Es gibt in diesem Buch keine Verfolgungsjagden und Schläge erhält der Rabbiner höchstens mal von seiner Frau ... im Schlaf. Aber trotzdem: Es ist vergnüglich dem Rabbi und seinen Überlegungen zu folgen.

Der Plot in diesem Buch ist übrigens sehr spannend. Ohne zu spoilern: Man (oder auch Rabbi Klein) weiss bis zur letzten Seite nicht, ob nun die richtige Person im Gefängnis sitzt oder nicht. Das ist nicht leicht darzustellen, aber der Autor Bodenheimer schafft das.

Das Buch stammt aus dem Kampa-Verlag. Es besticht durch die rot eingefärbten Seiten und durch die tolle Verarbeitung. Klein, handlich, schön gesetzt und künstlerisch eingefasst. Teuer? Ja schon: 250 Seiten für knapp 30 Franken. Allerdings beim grossen Buchladen in der Stadt, der während dem Pandemie-Shutdown einen Takeaway-Service für Lesende eingerichtet hat. Zusammen mit der schönen Verarbeitung und der guten Geschichte ist es das Geld wohl wert.

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