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Der Gesang der Flusskrebse. Von Delia Owens.

Das Buch lag seit November "auf meinem Nachttisch". Warum? Na eigentlich dachte ich, das dieses psychedelische Geschwurbel nichts für mich sei! Falsch. Ganz falsch!

Ich lese sehr gerne Kriminalromane mit Tempo und Spannung, möglichst dialogreich und wenns geht mit einem originellen, kreativen Plot. Da darf man sich schon fragen, warum ich ausgerechnet auf dieses Buch komme?

Nun, erstens habe ich es nicht gekauft, es wurde mir von einer Bekannten geschenkt mit dem Hinweis: «Check das mal!». Zweitens habe ich schon sehr viel von diesem Buch gehört und gelesen und drittens war da die Neugier! Gibt es denn wirklich heute noch Bücher, die einem vollkommen fesseln – auf allen Ebenen?

Die Antwort: Ja.

Ich habe mit dem Buch begonnen und da standen Ausdrücke wie «….der feuchte Atem der Marsch verhängte die Eichen und Kiefern mit Nebel…» und ich war skeptisch, ob diese antroposophisch anmutende Beschreibung mich packen könnte. Aber dann bringt die Autorin die Protagonistin ins Spiel und führt mit dieser durch die Landschaft des Moors, die Natur und deren Tierwelt, die Familientragödie und durch eine Kindheit und Jugend und plötzlich ist man mitten im Buch. Und es ereignet sich – so ganz nebenbei – noch ein Todesfall (Das Buch wird mancherorts als "Kriminalroman" geführt...)

Es ist – ich bitte meine Ausdrucksweise zu entschuldigen – der Wahnsinn. Die Sprache der Autorin (oder wohl die gefühlvolle Übersetzung davon) ist grandios und die Dramaturgie ist bestechend: vom kleinen, sechsjährigen Mädchen hinein in die Jugend und die erste Liebe. Das «Marschmädchen» wächst ganz ohne nahestehende Menschen auf, alleine in der Marsch, dem Moor. Aber umgeben von all den Tieren im Meer und im Wald. Ihre erste Liebe zu einem andern Menschen beginnt so: «…etwas in ihr sehnte sich danach, seine Hand zu berühren, ein seltsamer Wunsch, aber ihre Finger weigerten sich. Stattdessen prägte sie sich die bläulichen Adern auf der Innenseite seines Handgelenk ein, so zwart wie die gezeichnete Maserung auf den Flügeln von Wespen». Haben Sie auch kurz auf Ihr Handgelenk geschaut? Ich schon...

Ich habe mich im Laufe der ersten 200 Seiten so dermassen an «Kya» (so wird die Hauptdarstellerin genannt) und ihr schönes, liebevolles Einsiedlerinnen-Leben gewöhnt, dass es mir richtig unwohl wurde (ich wollte das Buch sogar weglegen…), als man sie erstmals mit dem Verbrechen in Verbindung brachte…DAS KANN DOCH NICHT SEIN! ... Nun ja, kein Spoiler. Aber soviel: Es passiert dem Mädchen noch viel Unschönes aber auch Wunderbares, bis es als 64jährige Frau begraben wird. Und – ganz ehrlich – ich war ein bisschen traurig, als die Protagoistin im Buch plötzlich stirbt. Und das ist mir schon sehr sehr lange nicht mehr passiert…

Die Autorin Delia Owens wurde für das Buch mehrfach ausgezeichnet. Zu recht. Es ist ein wunderbares Buch und wenn es Menschen gibt, wie Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, das ist das Übersetzer-Duo, dann muss man dankbar sein. Sie schaffen es, dem Buch, welches original in englisch erschienen ist, auch in der deutschen Fassung die Kraft zu geben, die einem packt und mit sich reisst.

Mein Tipp: Kaufen Sie das Buch, unbedingt. Sie müssen es nicht gleich lesen, sondern warten Sie bis der Moment da ist, wo Sie sich «…ein gutes Buch…» gönnen möchten.

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