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Dorf ist Mord. Von Dori Mellina.

Was mögen Sie als Leser/in lieber: Eine Geschichte, die sich selber erzählt oder eine Geschichte, die eine Person – in Ich-Form – erzählt?

Ich bin unschlüssig. Ich denke manchmal, wenn ein Held seine Geschichte in «Ich-Form» erzählt, dann verpassen wir alles, was ohne den Titelhelden passiert. Aber immer wieder lese ich solche Bücher. Das vorliegende Buch von Dori Mellina ist eines davon.

Ihre Titelheldin ist Italienerin, lebt und arbeitet in München, nimmt Urlaub und fährt in ihre Heimat nach Italien an einen See und kauft sich ein Haus, welches sie – mit italienischen Handwerkern – renoviert. Das ist der autobiografische Teil. Und er ist so authentisch geschrieben, dass die «Ich-Form» absolut gerechtfertigt ist.

Das Buch ist voll mit italienischen Clichés, die man der Autorin aber absolut abnimmt (sie wird es selber erlebt haben!). Ein Haus umbauen in Italien – als quasi-Ausländerin – das sind Dutzende von Begebenheiten, die wir in diesem Buch wiederfinden: Vetternwirtschaft, Qualitätsinterpretationen, Arbeitsmoral, Pausen u.v.a.m. Die Protagonistin Stella hat ausgedehnte Ferien und verliebt sich (ein wenig) und erlebt das Dolce Vita in ihrem Dorf. Ich wäre nicht erstaunt, wenn sich der/die eine oder andere Lesende nach der Lektüre dieses Romans in den Immobilienanzeigen von Italien rumschauen würde.

Ah ja, es ist ein Krimi. Ich kenne wenige Krimis, die mit so wenig Blut und so wenig Leichen auskommen. Und da die Titelperson Krankenschwester ist, und keine Polizistin, werden auch praktisch keine Waffen eingesetzt. Aber sie gerät daher viel eher in schwierige Situationen und geht damit dem Dorfpolizisten gehörig auf die Nerven, der sie immer mal wieder retten oder zurechtweisen muss. Auslöser der ganzen Aufregung ist ein Todes- oder Vermisstenfall, der bereits viele Jahre alt ist.  Es geht um Theorien, Thesen und Verdächtigungen, die sich entweder bestätigen oder auflösen. Es geht um Tote, die entweder welche sind oder auch nicht. Und es geht um Beobachtungen, die richtig interpretiert werden. Oder auch nicht. All dies eingebettet in viel Witz und einer gehörigen Portion Selbstkritik von Stella, der Heldin. Das Buch ist wie eine Pizza: Viele Zutaten zu einem sehr geniessbaren Stück zusammengebacken.

Ein wirklich witziges Buch!

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