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Basel tanzt Tango. Von Michèle Sandrin.

Das Buch «Basel tanzt Tango» hat mir nicht gefallen. Wäre ich nicht meinem eigenen Vorsatz verpflichtet, alle Bücher, die ich in diesem Blog beschreibe, wenn möglich ganz zu lesen, ich hätte das Buch nach 50 von 351 Seiten beiseitegelegt.

(Gerne weise ich nochmals darauf hin, dass der Inhalt dieses Blogs eine subjektive Meinung von mir wiedergibt!)

Warum? Es kommt doch ganz gut daher, hat keine Mankos in Layout oder Schriftbild, ist kein billiges «Book-on-Demand», hat einen farbigen Cover und spielt in meiner Heimatstadt? Und Michèle Sandrin, ist eine angesehene Psychologin und hat – um es salopp zu formulieren – «etwas auf dem Kasten», mit Sicherheit genug Know-How um ein Buch zu schreiben. Und ich glaube, genau da liegt das Problem!

Michèle Sandrin bedient sich einiger stilistischen Mittel, mit denen ich persönlich nichts anfangen kann. Zuerst ist da Sandrins Wunsch, jeder lesenden Person im Laufe des Buches mehrere Wissenslektionen erteilen zu müssen. Über Basel. Über das Schulsystem. Über die Banken- und Finanzwelt. Der Badische Bahnhof ist nicht einfach nur ein Bahnhof, sondern wird – mittels ausschweifender Gedanken des Protagonistens – geschichtlich abgehandelt, als müsse man morgen eine  Geschichtsprüfung absolvieren: Der Badische Bahnhof und die Nazi-Zeit, die Arbeiterbewegung, die Gastarbeiter. Um dann mit einem Schlenker über die heutige Regierung zurück in die Gegenwart zu kommen. Oder über das Basler Schulsystem, welches vorwärts und rückwärts beschrieben wird. Das «Mordopfer» kommt aus der Finanzwelt. Eine wunderbare Gelegenheit, dem Publikum die Finanzwelt und die UBS (im Buch «Die Bank Schwaitz») und deren dunkle Vergehen zu beschreiben. Das kann ja lehrreich sein. Aber in diesem Buch füllen solche Ausschweifungen Dutzende von Seiten – ohne die Geschichte auch nur einen Millimeter weiter zu bringen.

Oder die Dialoge. Da gibt es wiederum seitenlange Dialoge von den beiden Titelhelden oder deren Gesprächspartner/innen. Völlig unrealistische Monologe. Wenn man die laut vorliest und sich vorstellt, eine Person würde dies als Monolog in einem Gespräch vortragen: wirklich nicht! Sehr oft muss Sandrin dann auch zu den Wendungen «Redefluss unterbrechen» oder ähnlichem zurückgreifen, als hätte sie gemerkt, dass es ein bisschen «too much» war.

Ich muss in solchen Momenten an den redescheuen Helden «Jack Reacher» denken. Oder an die Bücher aus Island oder Norwegen, wo man «en passant» in die Landschaften eingeführt wird, ohne gleich eine Stadtführung lesen zu müssen.

Auch der Titel ist lieblos: Die Verbrechen finden während einer Milonga (Tangoanlass) statt. Und das Buch heisst: Basel tanzt Tango. Da wird ein Verbrechen in Bankerkreisen begangen, es ist Kokain im Spiel, es werden tanzende Frauen vergiftet und es geht – entfernt – auch um Lehrpersonen an Basler Schulen. Aber der Titel heisst: Basel tanzt Tango.

Eine Meisterleistung von Michèle Sandrin ist allerdings ihr Plot, der – bis in die letzten Seiten – die beiden Kommissare Matteo und Zita (die sich «Siezen», obwohl sie schon seit zwei Romanen zusammen arbeiten…) an zwei auf den ersten, zweiten und dritten Blick völlig unzusammenhängenden Verbrechen arbeiten lässt. Die Geschehnisse haben nur «zufällig» am selben Ort und zur selben Zeit stattgefunden.

Die Geschichte also ist wirklich gut. Die Verpackung aber gefällt mir leider gar nicht. Ich bin sicher, dass die Autorin eine grosse Fangemeinde hat. Ich gehöre aber nicht dazu.

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