Sie wird dich finden. Von Freida McFadden.

Klar. Es ist das Ende der Triologie um das Hausmädchen, welches immer wieder in die Situation gerät, dass sie - zu Recht oder Unrecht - eines Mordes beschuldigt wird. Und weil es das dritte von drei Büchern ist und die beiden ersten eine grossartige Demonstration des Genres "Thriller" waren, MUSS man das vorliegende Werk lesen. Die Mittvierzigerin McFadden schlägt nochmals zu. Auch in "Sie wird dich finden" ist das Rezept der Autorin ähnlich. Und ähnlich erfolgreich!

Da sind die ersten drei Seiten, wo eine Situation der Protagonistin beschrieben steht, wo die sicher nicht heil rauskomme kann. Dann beginnt das Buch, die Erzählung und es gehen über 100 Seiten vorbei mit Erzählungen über das schöne Leben, welches Millie - Das Hausmädchen - nun als Mutter und Ehefrau in einem neuen Haus erlebt. Die Lesenden begleiten sie durch das Leben und teilen ihre Einschätzungen über Nachbarsfrauen und Ehemänner. McFadden bringt einem zu einem Layout über das Leben von Millie und ihrer Familie - fast denkt man, man hätte mitgewirkt.

In einem weiteren, folgenden Teil der Geschichte, beginnt dann die Autorin das Bild, dass wir uns über die ersten hundert Seiten im Buch aufgebaut haben - mit neuen Blickwickeln zu erschüttern und zu hinterfragen. Alles beginnt mit einem einzigen Satz.

Und im dritten Teil des Buches - man hat sich gerade an die neuen Ausgangslagen gewöhnt - führt McFadden die Geschichte in ein Nadelöhr und zieht dann einen völlig unerwarteten Schluss hervor.

Das verstehe ich unter einem wirklich hervorragenden Thriller. Schade, ist die "Housemaid" fertig. Aber die Ärztin wird in "Ihrem Haus mit wunderbarem Blick aufs Meer" (Zitat Klappentext) mit Sicherheit schon wieder an einem teuflischen Thriller herumdoktern...

Kaufempfehlung: Unbedingt. Aber beginnen Sie mit dem ersten Band der Triologie: Wenn sie wüsste

Nacht der Verräter. Von Horst Eckert.

Das ist nun mal ein ganz anderes Leseerlebnis. Wenn man schon mal ein paar Bücher gelesen hat, dann kann man bald einmal die Schreibstile unterscheiden. Ich war ja immer der Meinung, es wäre möglich, einen Autor blind zu erkennen (z.B. bei "Wetten, dass..."). Aber dies lässt sich nicht konstruieren, da ja die Bücher ja bereits erschienen sind.

Beim vorliegenden Autor, der auch schon vier Kriminalromane auf der Werksliste hat, fällt es auf: Der Schreibstil von Horst Eckert unterscheidet sich ziemlich vom grossen Teil der deutschen Krimi-Literatur. Das zeigt sich an folgenden Punkten:

Erstens sind die Kapitel recht kurz. Zweitens beginnt das nächste Kapitel genau dort, wo das vorhergehende aufgehört hat. Man muss sich also nicht erst orientieren, sondern kann im Flow weiterlesen. Drittens gibts - zumindest im vorliegende Buch "Nacht der Verräter" - keine hundert Drehungen, bei welchem man fast ein Notizbuch mitführen muss, um sie zu verstehen. Es ist eine einfache, klare und verständliche Geschichte mit viel Logik. Eigentlich könnte man meinen, der Schreibstil entspränge einem Schreibcoach, der möglichst neutral schreiben will. Oder - Gott bewahre - einer Quelle der künstlichen Intelligenz. Ich hoffe und glaube eher, dass Eckert einfach "fürs gemeine Volk" schreibt und das ist richtig angenehm.

Dazu kommt, dass die Geschichte spannend ist. So einfach der Plot ist, so spannend ist die Erzählung und es ist dabei nicht einmal so, dass die Geschichte von Anfang an klar ist. Es gibt wohl ein paar Wendungen und Drehungen und ab und zu möchte man ins "Buch schreien", um dem Protagonisten einen andern Weg zu zeigen.

Ich sage: Versuchen Sie mal einen "Horst Eckert". Vielleicht sogar die "Nacht der Verräter". Die 17 EUR für das Taschenbuch (24.90 CHF bei Orell Füssli) lohnen sich. Das einzige, was ich nicht verstehe ist, weshalb dieses Buch als "Thriller" daher kommt. Es ist ein einfacher, guter und spannender Krimi. Das wohl. Aber ein Thriller im klassischen Sinn eher nicht...

Ein Brief aus München. Von Hakan Nesser.

Ich habe mich in einem kürzlichen Check negativ über ein Buch geäussert, welches mir nicht gefallen hat und welches ich sogar nach 2/3 der Lektüre beiseite gelegt hatte (Der Steg). Ich hatte bemängelt, dass die Autorin die Tat sehr früh geschehen liess und dann die Geschichte mittels Betrachtungen der einzelnen Protagonisten versucht hat, weiter zu treiben. Was ihr - nach meiner Meinung nach - misslungen ist.

Als nächstes habe ich mir dann das Buch „Brief aus München“ von Hakan Nesser vom Nachttisch genommen. Der Zufall wollte es, dass der Aufbau beinahe identisch zum „Der Steg“ war: Ein Todesfall, der zu Beginn des Buches geschieht und dann die Betrachtung der weiteren Abläufe und Gedanken durch die einzelnen Anwesenden, die unterschiedlicher nicht sein können. Zusätzlich angetrieben durch die Ermittlungen des Ermittlerpaares Barbarotti/Backmann (mit wundervollen, zwischenmenschlichen Kabbeleien). Und angereichert mit Erinnerungen an die Pandemie und die dazugehörenden Aktionen und Reaktionen.

Und es war, als wollte mich die Lesegöttin im Bücherhimmel dafür entschädigen, dass ich ein weniger gutes Buch gelesen hatte: Das Buch vom Altmeister Hakan Nesser ist wieder einmal grosse Klasse! Seine Erzählkunst, die Plotidee, das barbarotti-typische Ermitteln ohne schnelles Auto und Pistole, dafür aber mit Menschenverstand und einer gesunden Portion Phlegma und Lebensqualität. Wirklich herrlich. Das Zitat aus Stern Crime: "Keiner blickt so tief in die Seele der eigenen Figuren wie Nesser“ umschreibt das, was man in diesem Buch zu lesen bekommt, ziemlich gut. Auch dieses Buch hat 430 Seiten. Aber Hakan Nessers Fähigkeit der Kapitelgestaltung lässt keinen Platz für Langfädigkeit.

Und noch was: Nesser käme nie auf die Idee, sein Buch einen „Psychothriller“ zu nennen. Bei Hakan Nesser ist das einfach ein schlichter Roman, weil er tatsächlich einen grossen Teil des Gewichtes seiner Schreibe auf die Figuren legt und nicht auf eine gruselige Spannung.

Kaufempfehlung: Ja klar. Mit Hakan Nesser geht man kein Risiko ein!

Der Steg. Von Petra Johann.

Es wieder einmal passiert. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, jedes Buch, bevor es hier im Blog erwähnt wird, auch von vorne bis hinten durchgelesen zu haben - es geht halt nicht immer! Und ich biete an, diesen Check gleich hier abzubrechen und nicht weiter zu lesen. Das wäre nur gerecht...

Also: Der Steg hat es nicht geschafft. Irgendwo nach Seite 300 (immerhin!) war aus die Maus! Und ich erkläre gerne, weshalb!

Reingefallen bin ich auf den Klappentext: "Ein tiefgründiger, virtuos komponierter Pschothriller über über eine Frau, die mit allen Mitteln ein Geheimnis zu bewahren sucht!" - Ich hätte auf meine Warnglocken hören sollen. Erstens macht man in einem solch kurzen Klappentext keinen Fehler (über über). Und zweitens steht normalerweise unter einem solch überschwänglichen Lob eine Quelle, z.B. Frankfurter Rundschau. - Hier aber steht nix. Das ist reines Eigenlob.

Dann der Titel: "Der Steg". Das produziert weder Spannung noch Heiterkeit. Sondern gar nichts. Der "Thriller" hätte auch: "Das Gartentor" oder "Der Mantel" heissen können.

Petra Johann hat eine sehr mutige Tat versucht: Eine Tat (eine Frau schubst einen Mann ins Meer) wird in den ersten 5 Sätzen als "Epilog" beschrieben. Danach schleppt sich die Geschichte über mehrere Hundert Seiten dahin. Die zusammenkommende Gruppe Menschen fragen sich alle, wie die andern ticken und weshalb sie dies oder das tun. Jedes Kapitel hat wieder eine andere Quelle und so zieht sich die Geschichte unendlich in die Länge, ohne das etwas passiert. Irgendwann trifft ein Erpresserbrief ein und das reicht dann wieder für mehrere Kapitel Gedanken und Fragen. Der Plot hat den Gehalt für eine Kurzgeschichte in der Lokalzeitung. Aber nicht für einen "Psychothriller" von 400 Seiten!

Petra Johanns Absicht, eine solch banale Ausgangslage auf 400 Seiten bis in die letzte Gehirnwindung zu sezieren war vielleicht mutig. Ist aber - meiner Meinung nach - nicht gelungen. Ich persönlich fand das Buch bzw. die Geschichte einfach nur: langweilig.

Freier Fall. von Clare Macintosh.

Da muss man sich jetzt mal geben: Hier kommt ein Plot, der so einfach ist - und eine Geschichte, die zum Pageturner mutiert!

Eine Stewardess bekommt während des Fluges einen Zettel in die Hand: "Wenn der Flug 79 das Ziel nicht erreicht - dann wird Deine Tochter weiterleben. Sonst ist sie tot"!

Die Autorin schafft es, daraus eine mehrschichtige Geschichte zu spinnen, die immer wieder ganz überraschende Wendungen hat (so wie es sich für einen anständigen Thriller gehört!) und sehr spannend daher kommt. Und auch in diesem Thriller sind es die allerletzten Seiten, die der Geschichte nochmals eine komplett andere Bedeutung geben.

Damit man nicht weiss, wie die Geschichte ausgeht, lässt die Autorin gleich zu Beginn ein Flugzeug abstürzen. Und bringt somit die Lesenden in die richtige Stimmung. Die ganze Geschichte ist aus verschiedenen Sichtweisen erzählt, jedes Kapitel wird wieder von einer andern Person erzählt. Aber die Geschichte läuft rasant voran und fügt sich zu einer unerhörten Story.

Die Autorin war 15 Jahre lang Polizistin in England, bevor sie sich für den Vollzeit-Job als Autorin entschied. Gottseidank!

Dieses Buch ist kurzweilig, spannend und könnte so passiert sein. Die Geschichte spielt in der Luft, am Boden und in den Köpfen einiger Menschen. Grossartiges Handwerk der Autorin.

Kaufempfehlung: Tuns Sie`s!

Nichts ruht für immer. Von Harlan Coben.

Wieder ein Thriller mit Vorschusslorbeeren bis zum Abwinken: "Der neue Thriller des Spiegel-Bestseller-Autors" - Die Bücher wurden bisher in 45 Sprachen übersetzt - Autor mit drei der bedeutensten Krimipreisen Amerikas ausgezeichnet - erobert regelmässig die internationalen Bestseller-Listen ...

Ich finde, es sollte mal wieder deutlich geschrieben stehen: Da kann ein Autor oder eine Autorin noch so hip sein - wenn bei mir das Buch nicht so landet, wie offenbar bei Millionen von andern Lesenden, dann ist das weder schlimm noch verwerflich. Sondern normal. Denn man muss immer wissen: Ein Krimipreis erhält, wer die vielleicht 10köpfige Jury überzeugen kann. Und nicht mehr. Und die Kriterien, weshalb ein Buch auf die "Spiegel-Liste" kommt, erschliesst sich den Büchercheckern auch nicht ganz. Uns fragt niemand. Das wird halt durch irgend ein Logarithmus entschieden...

Nun, das vorliegende Buch von Harlan Coben ist mit Sicherheit kein schlechtes. Aber es ist wie ein Hit von einem angesagten Popstar: Sicher ein gutes Lied, aber keines, das sich abhebt. Und genau so ist es mit diesem Buch: Ich habe es irgendwann Mitte Oktober gelesen und kam gerade nicht dazu, es zu "checken". Und heute, als ich wieder ein paar Bücher vor mit hatte - unter anderen auch dieses - konnte ich mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, worum es ging. Erst beim Klappentext kam die Erinnerung zurück. Allerdings auch nicht an die "Feinheiten" des Buches oder an die Höhepunkte. Kurz gesagt: Ich müsste es eigentlich nochmals lesen um es ganz seriös zu bewerten. Aber da es in diesem Blog ja nicht um die Qualität der Story geht, sondern um das Empfinden, welches man bekommt, wenn man das Buch liest, ist es nicht nötig. Ich kann das auch so. Es gibt nun also drei Punkte:

  1. Ich muss alle Bücher sofort beschreiben und nicht damit warten. Sonst kommts nicht gut.
  2. Das vorliegende Buch ist sicher kein schlechtes - das wäre mir in Erinnerung geblieben. Es ist aber auch keines, welches durch irgendetwas auffällt. Man kann es kaufen oder nicht, das macht keinen Unterschied. Es ist eben wie der 43. Song vom Pop-Sänger: Es tönt alles etwas gleich.

Nun, ich entschuldige mich bei allen Coben-Fans. Aber die kaufen das Buch ja sowieso...

Die Frau im Eishaus. Von Kristina Ohlsson.

Was ich wirklich immer wieder faszinierend finde: Die Herkunft der Autoren oder Autorinnen der Bücher. Meist auf den Klappentexten veröffentlicht: Da gibt es solche, die sind Lehrer und schreiben mal ein Buch. Oder oft gibt es JournalistInnen, die sich an ein Buch wagen. Oder dann Tourismusexperten, die ein Buch über "ihre Stadt" oder "ihre Region" schreiben. Und dann werden das Bestseller und der Beruf kann an den Nagel gehängt werden. Schöne Geschichten.

Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine - Achtung! - Expertin für Terrorismus bei der OSZE in Wien und Mitarbeitende beim Verteidigungsministerium in Schweden als Expertin für EU-Aussenpolitik und Nahostfragen. Und irgendwann beschloss die Frau mit Jahrgang 1979 ein Buch zu schreiben und schon mit ihrem Debut-Werk gelang ihr der internationale Durchbruch. Jetzt schreibt sie Thrillerreihen und die Terroristen können aufschnaufen... Krass, oder?

Also: Wenden wir uns dem Krimi-Bestseller aus Schweden zu: "Die Frau im Eishaus". Als Protagonist ist da August Strindberg, einer, der gar kein Polizist ist, sondern ein Detailhändler für alte Sachen, der gerade einen "Backwettbewerb" organisisert. Schon alleine diese Geschichte ist rührend und sehr gut durch das ganze Buch gefädelt. Dann taucht eine ominöse 19järige Frau auf und dann passiert halt - wie das so in einem Krimi dann und wann vorkommt - ein Mord.

Die Autorin hält die Spannung hoch und die Geschichte nimmt ein Tempo auf, welches sie praktisch nicht mehr verliert. Das Buch ist sehr schön zu lesen, vom Stil her einerseits, aber auch andererseits von den Beschreibungen der Arena, in welchem die Geschichte spielt: Hovenäset in Schweden, ein ruhiges Kaff mit 180 EinwohnerInnen, die weder ein Restaurant haben noch einen Lebensmittelladen. Aber halt eben sonstige Schönheiten und August Strindberg, der mit seinem Boot zur Arbeit fährt.

Die Geschichte ist voller Geschichtchen und es ist ein Lese-Vergnügen. Obwohl es ein Krimi ist. Und das finde ich bemerkenswert.

Also: Kaufen Sie das Buch ruhig. Es wird wahrscheinlich kein Insel-Buch werden, aber Sie werden den Kauf auch nicht bereuen.

Ein letztes Geschenk. Von Calla Henkel

Ich stelle mir immer vor, dass mein «Befinden» über ein gelesenes Buch einer Waage mit zwei Waagschalen gleicht: In der einen liegt das Buch. In die andere lege ich Gewichte. Je mehr Gewichte ich hinein lege, desto höher schwebt das Buch.

«Das letzte Geschenk» von Calla Henkel ist eines, welches wohl schön austariert in der Mitte liegen würde: Es ist kein Buch, welches ich unbedingt auf die Insel mitnehmen müsste. Es ist aber auch ein Buch, welches ich gerne gelesen habe und ich richtig gut finde. Wie geht das?

Einerseits ist es eine spannende, unübliche und gut erfundene Geschichte. Keine «Mord – Ermittlung – Aufklärung»-Abfolge. Der beschriebene Todesfall ist ein Unfall und erst im Laufe der Geschichte ergeben sich weitere, bisher verschwiegene Verbrechen.

Dann die Protagonistin. Eine intellektuelle und aktive Lesbe, die sich vom Liebesdrama in eine Idee hinein steigert und so einen rasante und schnelle Geschichte voran treibt.

Dann der Stil: Ein Buch mit relativ viel spontanen Rückblicken. Das Buch verlangt nach voller Aufmerksamkeit. Man muss jede Zeile lesen, nicht zuletzt um auch ein paar schwarzhumorige Stellen zu verstehen. Es enthält auch eine schöne und unaufdringliche Portion an Erotik und das lässt tief in die Seele der Protagonistin (oder der Autorin?) blicken.

Die amerikanische Autorin gibt 1988 als Geburtsjahr an. Das ist gefühlsmässig jung und so ist auch ihr Buch geschrieben. Von der Social Media-Influencerin bis hin zum Hinterwälder in den Bergen – alles ist dabei und alles ist hervorragend beschrieben.

Bref: Ein cooles Buch. Knapp CHF 30.00 im Hardcover (oder 25 EUR in DE). Lohnt sich allemal. Ich würde es zu Weihnachten verschenken, auch an LeserInnen ohne Verlangen nach blutrünstigen Szenen.

Dunkles Wasser. Von Charlotte Link.

Zuerst zur Autorin. Sie zählt zu den erfolgreichsten, aktuellen Autorinnen in Deutschland und ihre Bücher sind allesamt Bestseller und erreichen eine Auflage von 33 Millionen Exemplare (wer das wohl zählt)! Es kann also kaum sein, dass man sich ein "schlechtes" Buch kauft, wenn man sich einen Kriminal-Roman von Charlotte Link einpacken lässt.

Dennoch: Ich kenne ein paar Menschen, die würden - wenn sie den Inhalt erzählt bekommen - das vorliegende Buch niemals kaufen. Denn es gibt immer LeserInnen, die sich nichts aus Krimis machen. Und wenn doch, vielleicht eher aus humorvollen, lokalkolorierten Plots oder einfach aus schönen Büchern mit einem nicht unbedingt blutigen Verbrechen.

Das sehe ich ein bisschen den Zweck dieses Blogs. Ich möchte erzählen, wie es mir beim Lesen ergangen ist und wie sehr ich an jene Menschen denken muss, denen das Buch allenfalls nicht gefallen hätte.

Nun, die Geschichte um die Ermittlerin Kate Linville nimmt einen absolut brutalen Anfang. Ich glaube immer mehr, dass die erfolgreichen Serien-AutorInnen immer neue und immer aufsehenerregendere Einstiege benötigen. Jener im vorliegenden Buch ist grausam, brutal und nichts für schwache Nerven. Vorallem nicht, weil die Tat immer und immer wieder im gesamten Verlauf des Buches vorkommt und letztliche auch noch in allen Details beschrieben wird.

Die Ermittlung - der Plot dazu - ist spannend, gut geschrieben und hat mich manchmal etwas gestresst, weil ich mit den Aktionen der Protagonisten nicht immer einverstanden war. Aber: Das Buch ist spannend und farbig - auch wenn es zum grössten Teil im stets regnerischen Schottland stattfindet. Manch unlogische, wenig glaubwürdige oder lächerlicher Handlung überliest man grosszügig - es muss halt einfach sein, sonst geht die Geschichte nicht weiter. Und die Geschichte ist temporeich.

Aber eben: Für die zartbesaiteten Lesenden gilt: Finger weg. Da gibt es Schöneres.

Für die Hardcore-Kriminalisten: Durchaus lesenswert. Es ist ja auch von Charlotte Link.

Jenseits des Grabes. Von Fred Vargas

Dieser Blog ist für mich sehr bereichernd. Natürlich weiss ich, dass es auf dieser Welt wohl mehrere Hundertausend gut Autoren und Autorinnen gibt , die Millionen von Büchern geschrieben haben. Gute, schlechte, spannende oder ungewöhnliche. Und doch empfinde ich immer wieder ein Gefühl, welches sich aus Scham, Glück und Befriedigung zusammensetzt, wenn ich eine Autorin oder einen Autor entdecke, den offenbar die ganze Welt (im vorliegenden Beispiel ganz Frankreich) kennt, die oder der schon haufenweise Bestseller produziert hat - und mir bisher absolut unbekannt geblieben ist.

So erging es mir mit Fred Vargas. Und da hilft alles Gendern nichts - ich dachte zuerst: Aha, ein französischer Autor. Erst nach dem Blick auf das Foto im Klappentext habe ich gesehen, dass Fred eigentlich eine Frau ist und eben seit vielen Jahren grossartige Bücher schreibt.

Nun, ich habe dann das Buch "Jenseits des Grabes" gekauft und ... verschlungen. Die Vargas kann schreiben (und hat das Glück, eine sehr gute Übersetzerin (Claudia Marquard) zu haben.

Der Kommissar von Fred Vargas, ihr Commissair Jean-Baptiste Adamsberg ist ein etwas spezieller Geselle, dessen Arbeit vornehmlich darin besteht, seine MitstreiterInnen im Team mit seinen aussergewöhnlichen Ermittlungsansätzen zu irritieren. Natürlich führen sie alle zum Ziel. Aber die Art und Weise ist schon sehr lesenswert: Seine Dialoge, seine Gedanken, seine Methoden sind wirklich sehr aussergewöhnlich, wenn nicht sogar schräg. Und manchmal bekommt man das Gefühl, die Autorin schreibt die Geschichte des Buches "um den Kommissar" herum. Natürlich leben viele Kriminalromane von den Persönlichkeiten der Ermittler und Ermittlerinnen. Aber ich finde die Variante "Adamsberg" sehr speziell und sehr lesenswert.

Die Geschichte spielt natürlich irgendwo in Frankreich und ist an sich schlüssig, wenn auch ein wenig absurd.

Ich habe die Hardcover-Ausgabe erstanden (CHF 37.00) und bin ziemlich zufrieden mit dem Kauf: Lesenswert!