Und wohin jetzt mit der Leiche? Von Rahel Urech.

Wow! Nach ein paar mühsamen und wenig spannenden Lektüren von schreibenden Krimi-Fans habe ich mir dieses Buch gekauft. Von einer Autorin, deren Namen ich noch nie gelesen habe (das mache ich oft...). Ich habe ein 340seitiges Hardcover mit einem hübschen, auf Zürich hinweisenden Cover erhalten und habe mich - mit der etwas vorsichtigen Erwartungshaltung eines weiteren Lokal-Krimis - an die Lektüre gemacht. Und: ich bin total geflasht (um es mal in der Jugendsprache zu versuchen...).

Die Autorin (noch keine 50) ist studierte Biologin mit einem journalistischen Background (MAZ) und hat ein Buch verfasst, welches die absolut passende Mischung zwischen Spannung, Humor und Absurdität beinhaltet. Die Geschichte beginnt mit dem Flügelschlag eines Schmetterlings und bleibt an dieser Metapher hängen bis zum Schluss. Die Geschichte ist knapp noch realistisch, aber grossartig geschrieben und hat schon fast "Pageturner"-Qualität. Der Plot spielt im Raum Zürich und in der gesamten Deutschschweiz. Es gibt ein Todesopfer und ein paar deftige, kriminelle Handlungen - aber stets so beschrieben, dass man darüber schmunzeln kann und sich bestens unterhalten fühlt.

Ich wage jetzt einmal einen Vergleich: Ich habe bei diesem Buch, bei dieser Geschichte und bei dieser Art der Erzählung mehr als einmal an Jonas Jonasson gedacht, der genau denselben Stil verfolgt! Das Buch hat über 300 Seiten, weil oft auch Schlenker gemacht werden, die auf den ersten Blick nichts mit der Geschichte zu tun haben, aber dennoch dazu gehören und das Tempo der Erzählung in keinem Fall beeinträchtigen. Grosses Kino, wirklich!

Es ist in jedem Fall ein sehr vielversprechendes Buch und ich werde die Autorin Urech auf meine Watchlist setzen, damit ich ja kein Buch verpasse!

Köbi, der Held. Von Stephan Pörtner.

"Mit den grossen Schweizer Kriminautoren Glauser und Dürrenmatt darf Stephan Pörtner in einem Atemzug genannt werden" - diese Ankündigung auf dem Rückseite des Buches "Köbi, der Held" hat mich zugegebenermassen dazu animiert, diesen "ersten Fall für Köbi Rober" zu kaufen. 23 Franken in einer Buchhandlung am Sächsilüüte-Platz in Zürich. Ich habe also einen kurzen Moment vergessen, dass die Menschen, die sowas aussuchen um auf die Rückseite eines Buches zu drucken, dies nur tun, um es zu verkaufen. Stimmen muss es nicht unbedingt.

"Ich habe es also gekauft und ein Paperback Taschenbuch aus Atlantis Verlag (Kampa) erhalten. "Der erste Fall" ist bereits sechundzwanzig Jahre alt und beim Lesen hatte ich plötzlich das Gefühl, dass ich eine Autobiografie lesen könnte. Köbi ist ein arbeitsloser "Taugenichts" und lebenskünstelt sich durch den Alltag mit viel Trinken, ab und zu Drogen und sehr linken und alternativen Ansichten. Der Autor skizziert eine Figur, als hätte er sie selbst erlebt. Schnell ein Check im Google: Tatsächlich ist Pörtner zwar ein Kind aus einer Literaturfamilie mit einer berühmten Schwester, aber er selbst war und ist ein "linker Alternativer" (gemäss Wikipedia Aktivist an den damaligen, Zürcher Jugendunruhen), der einen "Helden aus der Alternativszene" schaffen wollte. Nun, das ist ihm gelungen.

Pörtner selbst ist ein aktiver Kriminalschriftsteller und Übersetzer.

Und ja, wenn man das Buch "Köbi der Held" mit Glausers "Wachmeister Studer "-Romanen vergleicht, dann gibt es da tatsächlich Ähnlichkeiten: Die Geschichten leben auch bei Glauser nicht wirklich vom Plot oder von der Erzählung und Lösung des Kriminalfalles, sondern sie verlieren sich in der Psychologie der Protagonisten, in den Nebensächlichkeiten des Lebens ebendieser und in der Gesellschaftskritik. Aber richtig gut und spannend wird das Buch dadurch nicht.

Ich jedenfalls verzichte auf weiteren Köbi-Bücher und wünsche dem Autoren weiterhin viel von seiner bemerkenswerten Fantasie.

Lacroix und die Frau in der letzten Metro. Von Alex Lépic.

Vor mir liegt ein kleines Buch, 175 Seiten, ein bisschen grösser als ein grosses Handy, aber mit Hardcover. Auf der Vorderseite eineDer Kampa-Verlag lässt es sich nicht nehmen, den KonstumentInnen eines Buches aus ihren Verlag zu zeigen, wozu ein ebensolcher fähig ist: Ein kleines, schönes Kunstwerk. Ein schön illustriertes Cover, rot eingefärbte Seiten und vorne und hinten im Buch eine Karte von Paris eingedruckt. Jetzt muss nur noch der Inhalt stimmen!

Der "Roman" von Ale Lépic - Lacroix und die Frau in der letzten Metro - ist der insgesamt siebte Fall des Pariser Commisaires - ist ein gut verdauliches, schönes Stück Kriminalliteratur. Wenn man - wie ich - ein Neoleser der Reihe um Lacroix ist, so ist es auf den ersten Blick nicht ganz klar, ob Lacroix zur selben Zeit wie Maigret gelebt hat oder ob er ein Zeitgenosse ist. Die wunderschöne Gestaltung des Covers hilft bei der Beantwortung dieser Frage nicht. Und Lacroix wählt sich seine Bistros nach der Verfügbarkeit einer Telefonzelle aus, weil er die Mobiltelefone nicht mag. Erst jetzt, nach eben dieser Erklärung, kann man davon ausgehen, dass die Geschichte in der heutigen Zeit spielt.

Die Geschichte ist angenehm spannend und erzählt ein paar Fakten über das Nachtleben von Paris.

Lacroix Frau ist die frisch gewählte Bürgermeisterin von Paris. Diese Tatsache gibt ein zusätzliche Schlenker in die Geschichte, was dem Plot nur gut tut.

Das Buch ist sehr angenehm zum Lesen. Es wird viel - aber nicht zu viel - gegessen, ausgegangen und geliebt. Paris wird genossen und schön beschrieben. Ein bisschen erinnert mich das Set-Up an Commissario Montalbano.

Wer das Büchlein kauft (ca 20 EUR) erhält ein schönes Produkt. Und ich werde mir wohl noch den einen oder andern Lacroix für Zwischendurch erstehen.

Leichenblass. Von Patricia Cornwell.

Leichenblass. Von Patricia Cornwell

Es ist mir jeweils nicht ganz wohl bei der Sache, wenn ich Bücher, die anderweitig viel Lob einfahren oder zu einer Serie gehören, die schon lange anhält und immer erfolgreich war, nicht überschwänglich lobe oder gar schlecht finde.

Patricia Cornwells «Leichenblass» ist so ein Buch. Es ist ein «Fall für Kay Scarpetta». Und da fängts schon an. Scarpetta hat mittlerweile 27 Fälle gelöst und schnipselt als Rechtsmedizinerin gekonnt und präzise so lange an den Leichen herum, bis der Fall, aus dem sie stammen, gelöst ist. Die Autorin stammt ebenfalls aus der Rechtsmedizin – sie war dort eine Reporterin – und weiss also, wovon sie schreibt. Und ich bin sicher, dass mehrere von den 27 vorherigen Fälle ausserordentlich gute Krimis sind. Der Spiegel betitelt die Autorin als «erfolgreichste Thrillerautorin der Welt» (was jetzt beim Spiegel nicht so viel bedeuten muss…).

Ich habe das Buch gekauft und gelesen. Der Ehrlichkeit halber muss ich festhalten, dass es mein «erster Kay Scarpetta»-Roman ist. Und leider auch der letzte. Denn die Autorin schweift dermassen viel von der Erzähllinie ab, dass einem ganz schwindlig wird. Die Protagonistin hat ein kompliziertes Privatleben, welches dann auch intensiv beschrieben wird.

Ich möchte einen kleinen Abschnitt aus dem Buch wiedergeben. Wir sollten nicht vergessen: Es ist ein Thriller. Es ist ein komplizierter Kriminalfall mit terroristischen Ausmassen. Die Protagonistin kommt nach Hause um sich kurz umzuziehen und mit ihrem – ebenfalls in den monströsen Fall involvierten Ehemann – etwas zu essen:

«Unten erklingt leise Die Zauberflöte. Bestimmt hat Benton das aufgelegt. Ich habe Hunger und mir steigt der Geruch von Knoblauch, Ricotta und Basilikum in die Nase. Offenbar kocht jemand. Ich bin es jedenfalls nicht….»

Die Geschichte ist langsam und sie packt mich zu keinem Moment, obwohl sehr viel Blut und sehr viel brutale Details – besonders bei den rechtsmedizinischen Tätigkeiten – beschrieben werden.

Vielleicht bin ich zu spät in die Serie eingestiegen, denn sicherlich kann Frau Cornwell Krimis schreiben. Einfach nicht für mich…

Stummer Schrei. Von Arne Dahl.

Ja, manchmal passiert sowas: Ich kaufe also das obige Buch "Stummer Schrei", welches ich aber zwei Tage zuvor schon auf mein Mobiltelefon heruntergeladen hatte, um im Auto, Zug und Flugzeug berieselt zu werden. Die vertonte Version ist konsumiert - und das Buch liegt noch unbefleckt auf meinem Nachttisch...

Nun, ich habe es ja trotzdem "gelesen" und es findet den Weg in den "Büchercheck".

Arne Dahl ist einer der Skandinavien-Truppe. Er ist knapp über 60 Jahre alt (1963) und zählt zu den ganz Grossen im Krimifach. Der Erfinder des literarischen A-Teams um Paul Hjelm startet eine neue Reihe mit der Ermittlerin Eva Nymann. Auch sie umgibt sich sofort mit einem Team aus mehreren fantastischen Charakteren. Dahls Spezialität!

Und dann spinnt der Autor einen grossartigen Plot, wo man lange benötigt um folgen zu können. Aber immer ist eine Spannung und eine Logik da, die einem das Lesen zur Freude macht. Arne Dahl hat einen sonderlichen, speziellen Schreib- und Erzählstil, den man so einfach nicht beschreiben kann. Vielleicht ein Versuch: Es wird in seinen Texten nie seitenlange Beschriebe von unwichtigen Gedankengängen geben. Dahl schreibt so, als müsse er Seiten sparen. Und sehr oft ist das, was geschrieben steht (oder vorgelesen wird), nicht das, nach was es eigentlich aussieht.

Im Klappentext steht: "Es gibt keinen anderen skandinavischen Krimiautor, der Arne Dahl das Wasser reichen kann". - Das ist dick aufgetragen und ich weiss nicht, ob das so einfach stimmt. Ganz sicher stimmt aber die zweite Aussage von den "Ruhr Nachrichten": "Hochspannung garantiert!"

Wer also ein spannendes, gut geschriebenes skandinavisches Krimiwerk lesen oder anhören will, ist mit diesem Titel ganz sicher gut bedient. Kommt dazu: Der "Vorleser" Peter Lontzek kann das wirklich sehr gut und das trägt mit Sicherheit dazu bei, dass ein Buch noch einen Tick spannender ist...

Revanche. Von Alexander Oetker.

In einem Punkt gleichen sich alle diese französischen (Küsten-) Krimis: Seien es solche von Bruno, dem Chef de Police, oder Dupant oder Madame La Commissaire oder in diesem Fall Luc Verlain! Sie alle verführen die Lesenden dazu, von Ferien in Frankreich zu träumen. Oder von Baguettes und Café. Von Wein und Käse. Oder einfach vom französischen Savoir Vivre. Da können Figuren reihenweise gemeuchelt werden, es bleibt immer Zeit für ein paar schöne, in Atlantikwasser gekochte Muscheln, wenn möglich noch im Picknick-Korb bei Sonnenuntergang. Das ist beim vorliegenden Kriminalroman von Alexander Oetker, dem Deutschen, der dem Charme der Atlantikküste erlegen ist, nicht anders.

Deshalb sind die Geschichten in den Büchern oft zweitrangig. Umso schöner, wenn es dann auch gute Plots sind. Der Polizist Luc ist in dieser Bezieung ein alter Bekannter. Schon sechs Mal hat er ermittelt und sich eine grosse Fangemeinde erschaffen. Das merkt man - sowohl hier wie auch bei Bruno, Chef de Police - daran, dass natürlich auch ein Kochbuch erschienen ist: "Chez Luc - Schlemmen wie der Commissaire". Die nächste Stufe ist dann ein Reiseführer durch die Aquitaine. Was Commissario Brunetti in Venedig kann, kann wohl auch der Verlain in Bordeaux...

Nun also, der Plot der Geschichte hier in Bordeaux ist einerseits leicht verständlich, aber dann doch nicht einfältig. Man wird zwischen all den kulinarischen Genüssen durch eine spannend erzählte Geschichte geführt und man langweilt sich nicht. Die Beschreibungen von Land und Leuten sind grossartig und Oetker versteht es aufzuzeigen, dass Ermittlungen bei Bordeaux nicht dieselben sein können, wie jene in Köln oder Berlin.

Alles in allem, ein schönes Buch. Man merkt gut, dass dies kein "Erstling" ist.

Einer muss den Job ja machen. Von Lars Haider.

Ich lese sie gerne, die Bücher die auf dem Cover darauf hinweisen, dass es "der erste Fall von..." ist. Man kann dann nämlich, wenn es nicht grad ein grosser Bockmist ist, die Entwicklung des Protagonisten und der Autorenschaft gut verfolgen. Bei diesem Buch von Lars Haider ist dies auch der Fall: "Hammersteins erster Fall".

In diesem Buch begeben wir uns nach Hamburg. Für mich - beruflich gesehen - ein Heimspiel. Für andere keine völlig unbekannte Welt: Die Elbphilharmonie, die Ausschreitungen beim G20-Gipfel, der HSV, Udo Lindenberg - alles "Marken", die man kennt, auch wenn man noch nie in Hamburg war. Und genau damit spielt der Autor Haider. Er verpackt seine Geschichte in die Medienwelt von Hamburg (der Protagonist ist ein Journalist) und serviert den einen oder andern touristischen Leuchtturm in seiner Geschichte.

Das Buch ist locker geschrieben und es kommt nie Langeweile auf. Der Plot ist spannend, aber nicht nervenaufreibend. Haider hat Humor und beweist dies mit der Einarbeitung eines Dackels, den er - vorläufig - hüten muss und welcher einen sonderbaren Tick hat.

Alles in allem: Ein lockeres Buch. Eine Ferienlektüre. Sie kostet im Paperback ab 15 EUR (in der Schweiz ab 22 CHF) und man wird den Kauf nicht bereuen.

Hammerstein kommt im April zu seinem zweiten Fall. Ich fand dieses Buch grundsätzlich so gut, dass ich mir den neuen Titel ganz sicher kaufen werde...

Das Nachthaus. Von Jo Nesbo

Wer ein Fan von Jo Nesbo ist, der ist sich gewohnt, schauerliche Verbrechen mit viel Blut zu konsumieren. Am besten noch mit Harry Hole, dem schwer besoffenen aber genialen Ermittler. Oder aber Geschichten aus dem Norden mit Tiefenwirkung.

Deshalb ist das Buch "Das Nachthaus" schon etwas schräg. Und ehrlich gesagt, ich wollte es nach ein paar Seiten weglegen, denn ich lesen keine Si-Fi-Romane. Da wird aber auf den ersten 20 Seiten ein Junge von einem Telefonhörer gefressen (!) und später verwandelt sich ein weiterer Freund des Erzählers in ein Insekt und fliegt davon. Fiction at its best...

Irgendetwas hat mich aber dazu verleitet, weiter zu lesen (vielleicht weil ich gerade kein anderes Buch auf meiner Dienstreise dabei hatte?). Und siehe da: Es kommt ein zweiter Teil, der eigentlich all die verrückten Dinge, die im ersten Teil geschehen sind, erklären soll. Und das tut es auch.

Natürlich gibt es dann noch einen dritten Teil, der dann alles erklärt...

Irgendwann bekommt man den Überblick und die Sache entwickelt sich zu einem anspruchsvollen, aber eigentlich recht interessanten Buch von Jo Nesbo. Der Autor beweist einmal mehr, dass er zu den weltbesten Schriftsteller gehört. Etwas Krimi ist in jedem Buch von ihm. Es muss aber nicht immer ein Gemetzel sein. Nesbo spinnt seine Geschichte rund um einen einzelnen Menschen, den wir mit jedem Kapitel besser kennen lernen. Nur um dann irgendwann wieder auf Feld 1 zu landen.

Ich weiss nicht, wem ich dieses Buch empfehlen soll: einem Krimifan? Eher nicht! Einem Si-Fi-Fan? Vielleicht schon eher. Es ist ein Buch, welches nicht einfach so schubladisiert werden kann. Aber es ist spannend, überraschend und sehr gut und klar geschrieben. Sicher kein Fehlkauf!

Falsches Spiel in Valencia. Von Daniel Izquierdo-Hänni

Da ist er also. Der zweite «Alapont» von dem Riehener Neo-Autor Daniel Izquierdo, der mit seiner spanischen Frau – eben – in Valencia lebt und arbeitet. Als Autor von Reiseführern und andern journalistischen Werken hatte er eines Tages Lust, einen Kriminalroman zu schreiben und verfasste sein bemerkenswertes Erstlingswerk «Mörderische Hitze», welches auch in diesem Blog angetroffen werden kann.

Nun also der zweite Band. Man ist natürlich gespannt, ob die Unreinheiten des ersten Bandes ausgebessert sind, ob der Schreibstil sich geändert hat und ob man schon Ermüdungserscheinungen von Protagonisten oder vom Autor erkennt.

Ich kann es vorwegnehmen: Wäre ich ein Kursleiter in einem Schreibseminar, dann würde ich dem Autor Izquierdo für sein neues Buch eine gute, nein sogar eine sehr gute Note geben! Das Buch hat eine Geschichte, die im Zentrum steht, logisch ist und glaubhaft erzählt wird. Es ist dieses Mal ein Kriminalroman mit ein paar Hinweisen auf touristische Highlights der Region, und nicht, wie der Erstling, ein Reiseführer mit etwas Krimi dazwischen. Der Schreibstil Izquierdos ist, wie schon im ersten Band, absolut lesefreundlich: Klar, einfach und ohne seitenlanges Geschwurbel, welches nur zum Seitenfüllen da ist.

Und dann muss man unbedingt auf die Stärke dieses Buches hinweisen: Man merkt auf jeder Seite, dass der Autor sowohl die spanische wie auch die mitteleuropäische Seele in der Brust trägt. Die Beschreibungen des Lebens in Spanien sind dermassen authentisch, dass man sich als Lesender oft ertappt, die nächsten Ferien in Südspanien zu planen. Oder – wie ich – ab und zu auf den ipad entsprechende Seiten aufzusuchen. Wie schon im ersten Band erleben wir ein Essen mit der spanischen Grossfamilie des Protagonisten und es ist – herrlich!

Die Geschichte des taxifahrenden Ex-Polizisten und Hobby-Ermittlers Alapont könnte so geschehen sein. Es wundert mich, dass die Beschreibungen des spanischen oder valencianischen Polizeiappartes nicht zu einer Rüge an den Autoren geführt haben. Für uns Lesende ist es ein reines Vergnügen. Die Thematik der Geschichte ist ebenfalls glaubhaft und gut recherchiert.

Müsste man etwas kritisieren, wäre es wohl der Fakt, dass die Endphase der Geschichte im Vergleich zum Einstieg sehr wenig Platz bekommen hat. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau…

Als Kursleiter eines Schreibseminars würde ich dem Autoren stärkstens empfehlen, seine Leidenschaft und die Alapont-Reihe weiter zu führen. Die Hürden vom ersten zum zweiten Buch war sicherlich hoch. Aber Daniel Izquierdo-Hänni hat sie übersprungen.

Kuckuckskinder. Von Camilla Läckberg.

Ich habe es schon mal geschrieben in diesem Blog: Camilla Läckberg kann das wirklich sehr gut! Sie schreibt eine Geschichte dermassen spannend, unerwartet und lesefreundlich, dass man eigentlich nichts negatives darüber schreiben kann oder muss.

Auch im vorliegenden, neuesten Werk der knapp 50jährigen Schwedin ist die seit vielen Büchern Ausgangslage so bekannt, dass man - als regelmässiger Leser oder als regelmässige Leserin - eine Art Ferien in Fjällbacka verbringt. Man besucht Patrik (der Ermittler der Polizei) und seine Frau Erica (die Schriftstellerin mit Spezialgebiet Cold Cases). Man trifft Bertil (der phlegmatische Polizeichef) und das Ermittlungsteam. Man schaut auf die Nachbarschaft in Fjällbacka und bevor man sich versieht, ist man mitten in einem spannenden Kriminalfall. Aber Achtung: Das "harmlose" - aber immerhin ganzseitige - Bild der "schönen und netten" Autorin, die einem anschaut als würde sie gleich ein Backblech voller schwedischer Zimtschnecken aus dem Ofen nehmen und zum Kaffee bitten - täuscht ein bisschen: Camilla kennt keine Scheu vor realtiv brutalen Setups am Tatort und ganz queren und struben Geschichten, die zum Kriminalfall führen.

Im vorliegenden Buch mangelt es nicht an Leichen und die Geschichte, die zu allem führt, ist ziemlich speziell. Aber eben: spannend. Zudem vernehmen wir noch persönliche Dramen bei den Protagonisten und fühlen mit, wenn eine Frau eines Protagonisten beispielsweise an Krebs erkrankt.

Was das Buch angenehm und lesefreundlich macht, sind die relativ kurzen Kapitel. Zwar kommt auch dieses Buch nicht ohne "Rückblende nach Stockholm 1980" aus, aber die sind erklärend, wichtig für die Geschichte und ebenfalls spannend.

Camilla Läckberg ist ein Garant für einen gut lesbaren Krimi aus der Wühlkiste der Skandinavien-Krimis. Ich würde unbedingt zum Kauf raten. Auch wenn es der erste Kriminalroman aus der Fjällback-Reihe ist: egal. Man lernt die Umgebung prima kennen und es wird nicht permanent auf frühere Fälle verwiesen.