Freier Fall. von Clare Macintosh.

Da muss man sich jetzt mal geben: Hier kommt ein Plot, der so einfach ist - und eine Geschichte, die zum Pageturner mutiert!

Eine Stewardess bekommt während des Fluges einen Zettel in die Hand: "Wenn der Flug 79 das Ziel nicht erreicht - dann wird Deine Tochter weiterleben. Sonst ist sie tot"!

Die Autorin schafft es, daraus eine mehrschichtige Geschichte zu spinnen, die immer wieder ganz überraschende Wendungen hat (so wie es sich für einen anständigen Thriller gehört!) und sehr spannend daher kommt. Und auch in diesem Thriller sind es die allerletzten Seiten, die der Geschichte nochmals eine komplett andere Bedeutung geben.

Damit man nicht weiss, wie die Geschichte ausgeht, lässt die Autorin gleich zu Beginn ein Flugzeug abstürzen. Und bringt somit die Lesenden in die richtige Stimmung. Die ganze Geschichte ist aus verschiedenen Sichtweisen erzählt, jedes Kapitel wird wieder von einer andern Person erzählt. Aber die Geschichte läuft rasant voran und fügt sich zu einer unerhörten Story.

Die Autorin war 15 Jahre lang Polizistin in England, bevor sie sich für den Vollzeit-Job als Autorin entschied. Gottseidank!

Dieses Buch ist kurzweilig, spannend und könnte so passiert sein. Die Geschichte spielt in der Luft, am Boden und in den Köpfen einiger Menschen. Grossartiges Handwerk der Autorin.

Kaufempfehlung: Tuns Sie`s!

Die Frau im Eishaus. Von Kristina Ohlsson.

Was ich wirklich immer wieder faszinierend finde: Die Herkunft der Autoren oder Autorinnen der Bücher. Meist auf den Klappentexten veröffentlicht: Da gibt es solche, die sind Lehrer und schreiben mal ein Buch. Oder oft gibt es JournalistInnen, die sich an ein Buch wagen. Oder dann Tourismusexperten, die ein Buch über "ihre Stadt" oder "ihre Region" schreiben. Und dann werden das Bestseller und der Beruf kann an den Nagel gehängt werden. Schöne Geschichten.

Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine - Achtung! - Expertin für Terrorismus bei der OSZE in Wien und Mitarbeitende beim Verteidigungsministerium in Schweden als Expertin für EU-Aussenpolitik und Nahostfragen. Und irgendwann beschloss die Frau mit Jahrgang 1979 ein Buch zu schreiben und schon mit ihrem Debut-Werk gelang ihr der internationale Durchbruch. Jetzt schreibt sie Thrillerreihen und die Terroristen können aufschnaufen... Krass, oder?

Also: Wenden wir uns dem Krimi-Bestseller aus Schweden zu: "Die Frau im Eishaus". Als Protagonist ist da August Strindberg, einer, der gar kein Polizist ist, sondern ein Detailhändler für alte Sachen, der gerade einen "Backwettbewerb" organisisert. Schon alleine diese Geschichte ist rührend und sehr gut durch das ganze Buch gefädelt. Dann taucht eine ominöse 19järige Frau auf und dann passiert halt - wie das so in einem Krimi dann und wann vorkommt - ein Mord.

Die Autorin hält die Spannung hoch und die Geschichte nimmt ein Tempo auf, welches sie praktisch nicht mehr verliert. Das Buch ist sehr schön zu lesen, vom Stil her einerseits, aber auch andererseits von den Beschreibungen der Arena, in welchem die Geschichte spielt: Hovenäset in Schweden, ein ruhiges Kaff mit 180 EinwohnerInnen, die weder ein Restaurant haben noch einen Lebensmittelladen. Aber halt eben sonstige Schönheiten und August Strindberg, der mit seinem Boot zur Arbeit fährt.

Die Geschichte ist voller Geschichtchen und es ist ein Lese-Vergnügen. Obwohl es ein Krimi ist. Und das finde ich bemerkenswert.

Also: Kaufen Sie das Buch ruhig. Es wird wahrscheinlich kein Insel-Buch werden, aber Sie werden den Kauf auch nicht bereuen.

Ein letztes Geschenk. Von Calla Henkel

Ich stelle mir immer vor, dass mein «Befinden» über ein gelesenes Buch einer Waage mit zwei Waagschalen gleicht: In der einen liegt das Buch. In die andere lege ich Gewichte. Je mehr Gewichte ich hinein lege, desto höher schwebt das Buch.

«Das letzte Geschenk» von Calla Henkel ist eines, welches wohl schön austariert in der Mitte liegen würde: Es ist kein Buch, welches ich unbedingt auf die Insel mitnehmen müsste. Es ist aber auch ein Buch, welches ich gerne gelesen habe und ich richtig gut finde. Wie geht das?

Einerseits ist es eine spannende, unübliche und gut erfundene Geschichte. Keine «Mord – Ermittlung – Aufklärung»-Abfolge. Der beschriebene Todesfall ist ein Unfall und erst im Laufe der Geschichte ergeben sich weitere, bisher verschwiegene Verbrechen.

Dann die Protagonistin. Eine intellektuelle und aktive Lesbe, die sich vom Liebesdrama in eine Idee hinein steigert und so einen rasante und schnelle Geschichte voran treibt.

Dann der Stil: Ein Buch mit relativ viel spontanen Rückblicken. Das Buch verlangt nach voller Aufmerksamkeit. Man muss jede Zeile lesen, nicht zuletzt um auch ein paar schwarzhumorige Stellen zu verstehen. Es enthält auch eine schöne und unaufdringliche Portion an Erotik und das lässt tief in die Seele der Protagonistin (oder der Autorin?) blicken.

Die amerikanische Autorin gibt 1988 als Geburtsjahr an. Das ist gefühlsmässig jung und so ist auch ihr Buch geschrieben. Von der Social Media-Influencerin bis hin zum Hinterwälder in den Bergen – alles ist dabei und alles ist hervorragend beschrieben.

Bref: Ein cooles Buch. Knapp CHF 30.00 im Hardcover (oder 25 EUR in DE). Lohnt sich allemal. Ich würde es zu Weihnachten verschenken, auch an LeserInnen ohne Verlangen nach blutrünstigen Szenen.

Kalmann. Von Joachim B. Schmidt

Das erste Mal begegnete mir die Figur in meiner Pubertät als Titelheld eines «Büchergilde Gutenberg»-Buchs. Den Umschlag des Romans sehe ich heute noch vor mir; der Titel hingegen ist mir genau so entfallen wie der Name des intellektuell eingeschränkten Sechzehnjährigen, an dessen sexueller Ahnungslosigkeit zu meiner Verzweiflung auch die unverblümtesten Avancen gleichaltriger Mädchen abprallten. Trotz seiner erotischen Unsensibilität fielen dem Tölpel aber ohne sein Dazutun unerwartete Erfolge auf anderen Gebieten zu. Solche Dummies mit überraschenden Begabungen sind mir im Verlauf meiner Leselaufbahn immer wieder begegnet; in der wohl perfektesten Verkörperung als Tom Hanks «Forrest Gump».

In seinem neuen Roman setzt der Schweizer Schriftsteller Joachim B. Schmidt dem Typ «Sympathischer Dorftrottel» nun ein weiteres Denkmal. Der mit dem Downsyndrom geborene Titelheld Kalmann Óðinsson inszeniert sich mit Cowboyhut, Sheriffstern und einer Mauser aus dem Koreakrieg als Sheriff von Raufarhöfn. Dieses gottverlassene isländische Fischerdorf am ausgefischten Meer dämmert im unaufhaltsamen Niedergang vor sich hin, aber als der Hotelier des letzten verbliebenen Gasthauses spurlos verschwindet und Kalmann auf einem seiner Streifzüge als Security in eine frische Blutlache tappt, kommt Leben in die 170-Seelen-Siedlung.

Schmidt beschreibt den Alltag und die Menschen im höchsten Norden voller Humor und vor allem authentisch, lebt und schreibt er doch seit vielen Jahren in Island. Seinen Kalmann stattet er so aus wie viele seiner Autorenkollegen es mit «ihren» Beschränkten getan haben: Mit grossem Herz und kleinem Verstand. In Kombination mit seinem Eifer und Einsatz als selbsternanntem Polizisten gelingt ihm ein «Fahndungserfolg», der in ein alle Dörfler wie auch die Leserinnen und Leser verblüffendes Finale mündet.

Ein Krimi der originellen Art und unterhaltende Wochenendlektüre nicht nur für Liebhaber dieses Genres.    

Romes Tod. Von Sabine Thiesler.

Die Autorin Sabine Thiesler ist Schauspielerin und hat – nebst TV – auch Bühnenerfahrung. Und ich finde es grossartig, wie man das bei der Lektüre des Buches merkt. Da geht es nämlich um einen Schauspieler, der an seinen Rollen zerbricht, zudem  um seine Geliebte und um die Mutter des Bühnenstars.

Sabine Thiesler beschränkt sich dann nicht auf eine Geschichte, einen Plot. Nein, sie zieht vorsichtig für jede ihrer Protagonisten eine Story auf die Leine und spielt grossartig damit. Wir begleiten den irren Schauspieler, wie er sich nebst seiner Geliebten eigentlich nur mit sich selbst und seinen Rollen beschäftigt, wie sind dabei, wenn  die verängstigte Geliebte ihrem Ex nachjagt und dabei sich, ihre Belgeiterin und ihre ganze Umwelt beschäftigt  und wir sehen, wie die zu neuem Leben erwachte Mutter des Schauspielers im Leben der beiden andern eine tragende Rolle einnimmt.

Das Buch bietet Spannung und gewährt einen wunderbaren Blick hinter die Kulissen der Theaterwelt – im wahrsten Sinne des Wortes. Es bietet aber auch einen Blick hinter die Kulissen von Menschen und erzählt deren Geschichten. Im letzten Drittel des Buches kommt es dann noch zu einem gewaltsamen Todesfall, der dann alles wieder auf den Kopf stellt. Komischerweise ist das aber in der Geschichte an sich keine grosse Überraschung. Denn die Autorin schafft es, dass man sowas erwartet.

Ich habe mir die gebundene Ausgabe gegönnt (22 € in DE; 33.90 CHF) und habe ein schönes und gutes Buch bekommen. Romeos Tod liest sich flüssig und bietet eine Grundspannung, die immer wieder zum Weiterlesen animiert.

Klare Leseempfehlung. Auch für LiebhaberInnen von unblutigen Geschichten.

Dunkles Wasser. Von Charlotte Link.

Zuerst zur Autorin. Sie zählt zu den erfolgreichsten, aktuellen Autorinnen in Deutschland und ihre Bücher sind allesamt Bestseller und erreichen eine Auflage von 33 Millionen Exemplare (wer das wohl zählt)! Es kann also kaum sein, dass man sich ein "schlechtes" Buch kauft, wenn man sich einen Kriminal-Roman von Charlotte Link einpacken lässt.

Dennoch: Ich kenne ein paar Menschen, die würden - wenn sie den Inhalt erzählt bekommen - das vorliegende Buch niemals kaufen. Denn es gibt immer LeserInnen, die sich nichts aus Krimis machen. Und wenn doch, vielleicht eher aus humorvollen, lokalkolorierten Plots oder einfach aus schönen Büchern mit einem nicht unbedingt blutigen Verbrechen.

Das sehe ich ein bisschen den Zweck dieses Blogs. Ich möchte erzählen, wie es mir beim Lesen ergangen ist und wie sehr ich an jene Menschen denken muss, denen das Buch allenfalls nicht gefallen hätte.

Nun, die Geschichte um die Ermittlerin Kate Linville nimmt einen absolut brutalen Anfang. Ich glaube immer mehr, dass die erfolgreichen Serien-AutorInnen immer neue und immer aufsehenerregendere Einstiege benötigen. Jener im vorliegenden Buch ist grausam, brutal und nichts für schwache Nerven. Vorallem nicht, weil die Tat immer und immer wieder im gesamten Verlauf des Buches vorkommt und letztliche auch noch in allen Details beschrieben wird.

Die Ermittlung - der Plot dazu - ist spannend, gut geschrieben und hat mich manchmal etwas gestresst, weil ich mit den Aktionen der Protagonisten nicht immer einverstanden war. Aber: Das Buch ist spannend und farbig - auch wenn es zum grössten Teil im stets regnerischen Schottland stattfindet. Manch unlogische, wenig glaubwürdige oder lächerlicher Handlung überliest man grosszügig - es muss halt einfach sein, sonst geht die Geschichte nicht weiter. Und die Geschichte ist temporeich.

Aber eben: Für die zartbesaiteten Lesenden gilt: Finger weg. Da gibt es Schöneres.

Für die Hardcore-Kriminalisten: Durchaus lesenswert. Es ist ja auch von Charlotte Link.

Jenseits des Grabes. Von Fred Vargas

Dieser Blog ist für mich sehr bereichernd. Natürlich weiss ich, dass es auf dieser Welt wohl mehrere Hundertausend gut Autoren und Autorinnen gibt , die Millionen von Büchern geschrieben haben. Gute, schlechte, spannende oder ungewöhnliche. Und doch empfinde ich immer wieder ein Gefühl, welches sich aus Scham, Glück und Befriedigung zusammensetzt, wenn ich eine Autorin oder einen Autor entdecke, den offenbar die ganze Welt (im vorliegenden Beispiel ganz Frankreich) kennt, die oder der schon haufenweise Bestseller produziert hat - und mir bisher absolut unbekannt geblieben ist.

So erging es mir mit Fred Vargas. Und da hilft alles Gendern nichts - ich dachte zuerst: Aha, ein französischer Autor. Erst nach dem Blick auf das Foto im Klappentext habe ich gesehen, dass Fred eigentlich eine Frau ist und eben seit vielen Jahren grossartige Bücher schreibt.

Nun, ich habe dann das Buch "Jenseits des Grabes" gekauft und ... verschlungen. Die Vargas kann schreiben (und hat das Glück, eine sehr gute Übersetzerin (Claudia Marquard) zu haben.

Der Kommissar von Fred Vargas, ihr Commissair Jean-Baptiste Adamsberg ist ein etwas spezieller Geselle, dessen Arbeit vornehmlich darin besteht, seine MitstreiterInnen im Team mit seinen aussergewöhnlichen Ermittlungsansätzen zu irritieren. Natürlich führen sie alle zum Ziel. Aber die Art und Weise ist schon sehr lesenswert: Seine Dialoge, seine Gedanken, seine Methoden sind wirklich sehr aussergewöhnlich, wenn nicht sogar schräg. Und manchmal bekommt man das Gefühl, die Autorin schreibt die Geschichte des Buches "um den Kommissar" herum. Natürlich leben viele Kriminalromane von den Persönlichkeiten der Ermittler und Ermittlerinnen. Aber ich finde die Variante "Adamsberg" sehr speziell und sehr lesenswert.

Die Geschichte spielt natürlich irgendwo in Frankreich und ist an sich schlüssig, wenn auch ein wenig absurd.

Ich habe die Hardcover-Ausgabe erstanden (CHF 37.00) und bin ziemlich zufrieden mit dem Kauf: Lesenswert!

Long Island. Von Colm Toibin.

Karg wie ein irischer Küstenstreifen ist die Sprache, in welcher Colm Toibín in seinem neuen Roman die Liebesgeschichte von Eilis Lacey und Jim Farrell fortschreibt. Begonnen hat sie in beider (und Toibins) Heimatstädtchen Ennyscorthy, das die junge Frau einst Richtung New York verliess, ohne sich von ihrem Freund zu verabschieden. In «Brooklyn» beschrieb der 69-jährige Ire ihr Leben dort; «Long Island» handelt nun von Eilis’ Rückkehr in die Heimat und rückt die Begegnung mit dem damals geliebten Jim in den Mittelpunkt der Handlung.   

Vordergründig kehrt die Protagonistin zum 80. Geburtstag ihrer Mutter zurück. Der eigentliche Grund ist jedoch eine Ehekrise, die ihr Mann Tony, ein italienischstämmiger Spengler, durch einen Seitensprung ausgelöst hat. Vor diesem Hintergrund kommt dem Wiedersehen mit Jim, der als Wirt in seinem eigenen Pub den Ort nie verlassen hat, eine besondere Bedeutung zu. Auch deshalb, weil Farrell kurz vor dem unerwarteten Auftauchen der Ex-Geliebten der verwitweten Nancy die Ehe versprochen hat.

Mit grosser Intensität und psychologischem Einfühlungsvermögen erzählt Toibin nun von der Wiederannäherung der ehemaligen Liebenden. Das Versteckspiel im kleinen Ort, in dem jeder jeden kennt und alle alles von allen wissen, ist schwierig genug; dazu kommt der Verdacht der allmählich bei Nancy aufkeimt. Eilis wird hin- und hergerissen zwischen der Pflicht, zu Mann und Kindern zurückzukehren und dem brennenden Verlangen, den Rest ihres Lebens an der Seite von Jim zu verbringen. Dieser wiederum ist bedingungslos bereit, alles hinter sich zu lassen und seiner grossen Liebe über den Atlantik zu folgen. Schliesslich durchkreuzt eine Verzweiflungstat der um ihre Hoffnung betrogenen Nancy die Pläne sämtlicher Beteiligter. Wie die Geschichte aus- und welche Liaison zu Ende geht, bleibt offen.

Die Wucht von Toíbíns Schilderung der widersprüchlichsten Gefühle wird noch verstärkt durch den eingangs erwähnten lakonischen Stil, dem Drama und Überschwang gänzlich abgehen. Cool – im wahrsten Sinne des Wortes.

Sie kann dich hören. Von Freida McFadden.

Freida McFadden hatten wir schon mal in diesem Blog (hier). Und es ist wieder ein grossartiges Buch. Freida ist am 1.5. irgend eines Jahres in Boston geboren (Es wird nirgends veröffentlicht. Ich schätze mal so um 1975 - 80). Je nach Klappentext sieht sie aus wie die jüngere Schwester von Harry Potter. Sie ist aber Ärztin und schreibt schon seit vielen Jahren Bücher - ohne wirklich die Weltbühne der Literatur betreten zu haben. Bis sie dann 2022 mit ihrer Serie "The Housemaid" begonnen hat. In deutscher Sprache heisst der Erste Band - wie beschrieben - "Wenn Sie wüsste". Da geht es um eine junge Frau die ihren Lebensunterhalt mit Putzen in anderen Haushalten verdient. Und dann halt eben in die eine oder andere Bredouille gerät, aus welcher sie eigentlich gar nicht mehr rauskommen kann.

"Sie kann Dich hören" ist Band Nr. 2. Diese beiden ersten Bücher sind ähnlich aufgebaut: Der erste Teil ist eine Beschreibung des Tagesablaufs von der Hauswirtschaftsdame Millie. Die Geschichte plätschert dahin. Man begleitet Millie bei ihrer Arbeit und in ihrem (Liebes-) Leben. Kurzweilig zwar, aber man bleibt nur dabei weil man weiss, dass Freida McFadden einfach darauf wartet, bis die Lesenden fast schon ans Weglegen des Buches - vielleicht aus Langeweile - denken. Und dann knallt die Autorin, meist nur in zwei oder drei Worten - einen Twist in die Geschichte, welcher das ganze auf den Kopf stellt. Auch im vorliegenden Buch! Die ersten 220 Seiten sind cool zu lesen, kurzweilig und mässig interessant, kaum spannend. Die einzige Spannung ist aber: "Wann kommt der Hammer?". Man fühlt sich ein bisschen wie in der Geisterbahn an der Herbstmesse: An sich ist die Fahrt durch den Tunnel ja absolut harmlos. Aber man weiss doch, dass irgendwann eine Horrorfigur aus der Dunkelheit crasht!

Und es wird auch in diesem Buch passieren! Versprochen!

Ich habe das grosse Vergnügen, mich als Freida McFadden-Fan zu outen. Das nächste Buch aus der Reihe wird gerade übersetzt und erscheint im November 2024: "Sie wird Dich finden". Ich habe es vorbestellt...

Eine unbedingte Kaufempfehlung.

Silberwolf - Ein Schwarzwaldkrimi. Von Bernd Leix.

Nach den "Kojoten" von Lee Child zum "Silberwolf" von Bernd Leix. Das ist vielleicht dramaturgisch keine gute Wahl der Reihenfolge...

Dennoch: Das neue Buch aus der "Farben"-Reihe von Bernd Leix ist eine einfache und zeitweilig schöne Lektüre. Man wird in diesem Buch von zwei speziellen Menschen (in diesem Fall die Ermittlerin Marie Schwarz und Gottfried Wald - zusammen sind sie die Sonderermittlungsgruppe "SchwarzWald"...) mit zwei ebenso speziellen Persönlichkeiten kreuz und quer durch den Schwarzwald geführt. Der Täter der - etwas überdrehten - Verbrechen ist schon nach 110 von 260 Seiten bekannt und es geht dann noch darum, ihn gesetzeskonform zu überführen. Obwohl die Sonderermittlungsgruppe SchwarzWald sich nicht immer an die Regel hält, gelingt das natürlich am Ende auch.

In der Zwischenzeit geniessen die Lesenden den Schwarzwald in kulinarischer, zwischenmenschlicher, politischer und in landschaftlicher Hinsicht. Der Autor kennt sich dort aus und lässt sein Publikum teilhaben an Mensch und Kultur in dieser Region.

Bernd Leix hat schon mehrere Bücher nach Art des "Silberwolfs" geschrieben. Immer mit einer Farbe im Titel (Schwarzmarie, Mummelrot, Hornisgrau). Ansonsten spielen alle Bücher im Schwarzwald und werden von derselben Ermittlungsgruppe aufgelöst.

Das vorliegende Buch ist eine schöne Lektüre, ohne Anspruch auf einen bleibenden Eindruck bei den Lesenden. Ob die andern Bücher auch so sind? Ich weiss es nicht. Und ich werde es wohl auch nie erfahren.