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Flaschenspiel. Von Elisa Monaco.

Auch diese Autorin schreibt seitenlang auf, was ihre Personen denken. Nur: sie kann es. Und wie.

Ich habe kürzlich die Lektüre eines Buches abgebrochen, weil ich der Meinung war, die Protagonist*innen verlieren sich zu oft in langweiligen, unwichtigen und seitenfüllenden Gedanken. Dann habe ich mit dem Lesen von Elisa Monacos "Flaschenspiel" begonnen und nach zwei Kapiteln festgestellt, dass genau dieser Stil - nämlich die Hintergründe, die Gedanken und die Überlegungen der Darsteller*innen akkurat aufzuschreiben - auch sehr spannend sein kann.

Würde ich alle Seiten des Buches "Flaschenspiel", auf welchem "Dialoge" vorkommen zusammenzählen, käme ich wohl kaum auf die Hälfte der 462 Seiten. Im überwiegenden Teil des Buches lernen die Lesenden die Protagonist*innen kennen. Und ihre Überlegungen. Und ihr früheres Leben. Und die Beziehung zu andern Personen im Buch. Und wissen Sie was?: Die Geschichte geht trotzdem weiter. Sie läuft wie Honig aus dem Glas: langsam aber unaufhörlich, bis sie sich am Ende des Buches zu einem einzigen, in sich stimmigen Finale präsentiert.

Elisa Monaco bedient mit dem einfachen "Pro Kapitel - eine Person"-System die ganze Palette, die man für eine spannende, anfangs komplizierte und unübersichtliche Geschichte braucht: Einen Kommissär (mit Migrationshintergrund), eine Journalistin, ein paar Opfer und ein Hauptverdächtiger. Im Laufe der Seiten lernen wir die Leute kennen und bald wünschen wir uns, dass das Kapitel nicht aufhört, weil die Person immer spannender, immer wichtiger oder unwichtiger wird. Das ist wirklich gut gemacht und beweist, dass der Stil mit den Gedanken der Protagonisten nicht langweilig sein muss und vor allem nicht unbedingt zur Verlangsamung der Geschichte führen muss.

Ein weiteres Plus: Die Geschichte spielt in Basel. Die Stadt wird aber nicht einmal genannt und die Autorin verzichtet auf stadthistorische Überflüssigkeiten (z.B. ..."sie standen auf dem Barfüsserplatz, jener Platz, der nach den barfüssigen Mönchen im Mittelalter benannt ist und früher die Autos ihre Protzrunden darauf drehten...."). Ich meine sogar, dass es für die Autorin egal war, ob das Kriminalkommissariat im Klein- oder Grossbasel zu Hause ist. Weil es schlicht nicht wichtig ist. Das ist der Stil der grossen Autor*innen.

Das Buch kommt aus dem reinhardt-Verlag in Basel. Der macht sonst schöne und gute Bücher. Deshalb ist es umso erstaunlicher, dass mein Exemplar mitten in der Lektüre auseinander gebrochen ist....

Mein Tipp: Wählen Sie eine Website aus, wo Sie eine Leseprobe machen können. Denn der o.e. Stil ist anspruchsvoll und nicht jedermenschens Sache. Wer dem aber zuspricht, hat hier ein gutes Buch vor sich.

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