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Susanna. Von Alex Capus.

Ein bisschen Basel. Ein bisschen New York. Ein bisschen Wilder Westen. Die Mischung stimmt.

«Selbstbewusste Baslerin, die nach Amerika auswandert und dort ‘Sitting Bull’ trifft.» Das war in etwa die Synopsis, die nach der beiläufigen Lektüre der Besprechungen des neuen Romans von Alex Capus bei mir hängenblieb. Zur Begegnung mit dem Indianerhäuptling kommt es jedoch erst auf den letzten Buchseiten; sie ist kurz, hängt irgendwie halbfertig in der Luft und lässt Interessierte am Schicksal der indigenen Bevölkerung im amerikanischen Bürgerkrieg ratlos zurück. Ein routinierter Leser kann sich des Eindrucks nicht erwehren, der erfolgreiche Schweizer Autor habe in «Susanna» zu viele Seiten auf die Abenteuer der Hauptperson Susanna Faesch und ihrer Mamma in New York verwendet und am Schluss sei ihm die Puste für die Ausgestaltung des Treffens mit dem Indianerhäuptling ausgegangen.  

Trotzdem lohnt sich die Lektüre der Story vor allem für Leserinnen und Leser aus Basel und solche, welche einen Bezug zu dieser Stadt und ihrer Geschichte haben. Die Protagonistin hat gelebt und ist 1844 als Susanna Carolina Faesch im Kleinbasel geboren worden. Ein wichtiges Volksfest in diesem Stadtteil rechts des Rheins ist der «Vogel Gryff», ein altertümlicher Brauch, zu dem auch eine Flussfahrt des «WIlden Manns» gehört. Und als dieser die nach der Landung die damals fünfjährige Susanna auf den Arm nahm, um ihr traditionsgemäss einen Apfel aus seinem Fruchtbarkeitskranz zu schenken, fühlte sie sich bedroht und stach ihm durch das linke Auge seiner Maske mit dem rechten Zeigfinger das linke Auge aus. Der schwerreiche Vater aus alter Basler Familie regelte diese Affäre mit Geld.   

Diesen Mann und die bequeme Existenz in der Basler «Haute Volée» verlässt Susannas Mutter und reist mit ihr nach New York, wo beide sich neue Existenzen mit wechselnden Männern aufbauen. Einer schenkt Susanna Sohn Christy, mit dem sie schliesslich im Planwagen Richtung Westen aufbricht und Sitting Bull aufsucht. Ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen. Nicht nur lokalpatriotisch bin ich auf meine Rechnung gekommen; auch über die Revolte der indigenen Völker gegen die amerikanischen Besetzer habe ich dazugelernt.    

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