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No Way Home. Von T.C. Boyle.

Voraussehbar.
Ein Buchcheck von Roger

Die Literaturkritik ist mit dem neuen Roman des 77-jährigen US-Schriftstellers T.C. Boyle wenig gnädig umgesprungen. Nach den ersten fünfzig Seiten, urteilte einer ihrer Titanen, wisse man alles über Plot und Charaktere; die restlichen 330 könne man sich sparen.

Tatsächlich ahnt man schon am Anfang, worauf die Dreiecksbeziehung zwischen einem gestressten Assistenzarzt aus Los Angeles, dessen übergriffiger weiblicher Zufallsbekanntschaft und deren eifersüchtigem Ex-Mann hinausläuft. Single Terry, der nach dem Tod seiner Mutter in ein Wüstenkaff in Nevada fährt, um sich um deren Haushalt und Hund zu kümmern, gabelt dort in einer Bar die attraktive Bethany auf, die soeben von ihrem Ex-Mann Jesse aus der gemeinsamen Wohnung geschmissen worden ist. Aus dem kurzzeitigen Asyl, das der Sturzverliebte seiner Verführerin nach gerade mal einer Nacht im Haus der Mama anbietet, wird ein Dauerzustand. Die Frau zieht nicht nur nicht mehr aus, sondern vermietet eigenmächtig ein Zimmer an eine ebenfalls gestrandete Freundin und empfängt, während der Hausbesitzer in L. A. Extraschichten in der Notfallstation schiebt, ihren früheren Gatten und seine zweifelhaften Freunde zu drogengeschwängerten Partys mit anschliessendem Nachtlager für alle.

Terry, dem dieses Treiben dank einer intriganten Nachbarin nicht verborgen bleibt, muss dann regelmässig vier Stunden Autofahrt hinter sich bringen, um vor Ort zum Rechten zu sehen. Jedes Mal will er die Hausbesetzerin rauschschmeissen, doch jedes Mal bringt die Sirene den angeblich einzig Geliebten im Bett wieder auf andere Gedanken. Parallel dazu wird dieser von Jesse, der seine Frau um jeden Preis zurückgewinnen will, in einen Krieg «Mann gegen Mann» verwickelt, der auch vor massiven Körperverletzungen mit Hund, Fäusten, Motorrad und Auto nicht zurückschreckt. Die Kritikerin der Neuen Zürcher Zeitung findet «viel Rost in dieser Routine; es fehlt das Aussergewöhnlich in der völlig humorbefreiten Konstellation».

Trotz dieser Einschränkung und der totalen Überraschungsfreiheit des Plots habe ich den Roman fertig gelesen, und das nicht einmal ungern. Denn die schnoddrig-lakonische Sprache (und ihrer Übersetzung ins Deutsche), welcher sich die drei Hauptfiguren auch in den unerfreulichsten Situationen bedienen, hat mir doch manches Lächeln abgenötigt.

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