Die Autorin ist noch keine dreissig Jahre alt! Und schreibt ein Buch, welches wirklich gute Noten verdient hat. Es ist bereits ihr zweites und schon mit ihrem Debutroman "Die Auszeit" hat sie sich an die Spitze der Ranglisten geschrieben. Respekt.
Nach der Lektüre des Klappentextes hatte ich so meine Zweifel, ob ich dieses Buch "Das Dinner" gut finden werde. Ich mag die Kammerspiele bei den Krimis nicht so sehr. Und die meisten Autoren oder Autorinnen, die mit immer wiederkehrenden Protagonisten arbeiten (meistens Kommissare) versuchen sich irgendwann an einem Kammerspiel: Sie sperren den Kommissar oder die Kommissarin zusammen mit ein paar anderen Menschen in ein Hotel, auf eine Insel, in die Gondelbahnkabine oder auf ein Schiff - und dann passiert ein Mord. Gleichzeitig kommt ein Schneesturm oder sonst eine Katastrophe und sorgt dafür, dass die Ermittelnden zusammen mit den Verdächtigen festsitzen oder eingesperrt sind. Dann beginnt eine Miss-Marple-Orient-Express-Ermittlung und die haben meistens kein Tempo und langweilen oft. Also ich hatte den Verdacht, dass sich "Das Dinner" so abspielen wird. Die alten Freunde treffen sich zu einem Krimi-Dinner und und während des Spiels finden sie dann raus, was vor fünf Jahren mit ihrer verschwundenen Freundin geschehen ist.
Emily Rudolf aber überrascht mich positiv! Natürlich zieht - aus dramaturgischen Gründen - auch bei dieser Geschichte ein Sturm über das sonst verlassene Haus, unterbricht die Kommunikation und lässt die Gruppe alleine. Aber durch das "Krimi-Dinner" werden "Flash-Back"-Kapitel im Buch ermöglicht und man erlebt die massgebliche Geschichte swohl heute, wie auch damals. Das ist ziemlich genial gemacht. Die Spannung bleibt bestehen, die Geschichte hat ein gutes Tempo und die Gedanken, die einem als Lesenden aufgezwungen werden, sind nicht immer ganz korrekt.
Das Buch hat 460 Seiten. Müsste ich unbedingt eine Kritik anbringen, dann würde ich wohl schreiben, dass 360 Seiten auch genügt hätten. Aber ich weiss ja nicht, was dann verloren gegangen wäre. Deshalb: keine Kritik an diesem Buch. Es ist kein Hardcore Thriller. Aber eine sehr verzwickte Geschichte mit ganz wenig Gewalt aber umsomehr FlowerPower-Stories, die eigentlich von 40 Jahren aktuell waren. Ich war mir nicht bewusst, dass es das heute auch noch gibt.
Jedenfalls: Ein Buch für ins Feriengepäck oder alternativ auf den E-Reader. Das Buch kostet irgendwo zwischen 17 EUR und 27 Franken. Und es lohnt sich in jedem Fall.