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Täuschend echt. Von Charles Lewinsky.

Wenn die KI Bücher schreibt.
Ein Buchcheck von Roger

Zwei erfolgreiche Schweizer Autoren der Gegenwart - zwei unterschiedliche Methoden: Während Martin Suter gefühlt immer dasselbe Buch schreibt, erfindet sich Charles Lewinsky mit jedem Werk neu. In «Täuschend echt» wagt er sich an ein Szenario, das viele seiner Zunft fürchten wie der Teufel das Weihwasser: Die künstliche Intelligenz. Nicht nur Zukunftsforscher prophezeien ja, dass diese Schriftsteller aus Fleisch und Blut dereinst überflüssig machen könnte.

Der Ich-Erzähler in Lewinskys aktuellem Buch macht das Beste aus dieser Herausforderung. Nachdem er Freundin, Kreditkarte und Job verloren hat, heuert der arbeitslose Werber bei einem stinkreichen Mäzen an, der mit Tatsachenberichten über schwierige Schicksale und gesellschaftliche Missstände die Herzen der Menschen erweichen und deren Geldbeutel für seine philantrophischen Projekte öffnen will. Der ehemalige Texter für Frühstücksmüsli liefert ihm jedoch statt Facts ein fiktives Rührstück über eine junge, in Deutschland lebende Afghanin, die von ihrem Vater geschlagen und in der Heimat zwangsverheiratet wird. Für diese Story holt er sich Unterstützung bei der KI, die er Kirsten nennt. Als das Buch auf den Bestsellerlisten landet und die erfundene Hauptperson Shabnam für Lesungen angefragt wird und sogar in der TV-Sendung von Dennis Scheck auftreten soll, kann sich der KI-Zauberlehrling nur mit einem ultimativen Trick aus der Klemme befreien.

Leichtfüssig und ironisch schildert der 79-jährige Zürcher Allrounder die Zusammenarbeit des Menschen mit der Maschine und baut die real und manchmal verschiedenen Versionen gelieferten KI-Beiträge kursiv in den Text ein. Die Zusammenarbeit mit der virtuellen Assistentin wird im Verlauf der gemeinsamen Arbeit an der Shabnam-Story so eng, dass der Schreiber von «Kirsten», wie er sie bald nennt, auch Antworten auf allgemeine und persönliche Fragen erbittet.

Die Lektüre von «Täuschend echt» ist für die Lewinsky-Gemeinde ein weiteres ungetrübtes Vergnügen. Zwischen den Zeilen der beiden Handlungsstränge (Shabnam-Story und KI-Experiment) liest man aber auch leicht beklommen, welche Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz im Literaturbetrieb dereinst zufallen könnten.

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